Mitunter lastet das imperiale Erbe bleiern auf Bad Ischl. Alternative Sichtweisen werden weitgehend ausgeblendet – es dominieren Kitsch und Klischee, Geschichtsklitterung im Schatten des Habsburg-Mythos. Die Ausstellung „kritisch und kontrovers” im Kurpark Bad Ischl sowie Gespräche und Stellungnahmen europäischer Expert*innen wagen eine differenzierte Auseinandersetzung mit der k.u.k.-Zeit. Die Eröffnung findet am Samstag, den 11. Mai 2024 um 16 Uhr statt. Um 18 Uhr spricht der Historiker und Habsburg-Experte Peter M. Judson zur Multikulturalität im Donauraum – die Habsburgermonarchie als europäisches Modell.
November 1918: Die alte politische Ordnung bricht zusammen. Immer wieder stand die Monarchie vor dem Aus, verfügte aber auch über eine beachtliche Überlebensfähigkeit. Nun geht es mit ihr endgültig zu Ende. Oder doch nicht ganz? Aus der politischen Realität des Habsburgerreichs wird nach 1918 ein Mythos, der bis heute nachwirkt – nicht nur in Österreich, auch im übrigen Europa. Die „Kaiserstadt” Bad Ischl gerät dabei in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Der idyllische Ort wird das Zentrum einer romantisierenden Habsburger-Verklärung. Dabei erinnert gerade Ischl an fatale Entscheidungen des Kaiserhauses. In Bad Ischl hat sich Franz Joseph I. im Sommer 1914 für den Waffengang entschieden. Er wurde zur „Urkatastrophe” des 20. Jahrhunderts, dem 1. Weltkrieg. Im Rahmen der Kulturhauptstadt Europas Bad Ischl Salzkammergut 2024 widmen sich Hannes Leidinger und Nadia Rapp-Wimberger gemeinsam mit Verena Moritz und Lenz Mosbacher diesem schwierigen Vermächtnis. Sie haben eine frei zugängliche Ausstellung im Kurpark Bad Ischl gestaltet, die auf neun Informations-Stelen das vielschichtige Geschehen vor und nach 1918 vermitteln (Grafik: Larissa Cerny, Stelen: PLANET architects). Begleitende Diskussions- und Vortragsveranstaltungen, u.a. mit Pieter Judson, Herfried Münkler, Eva Demmerle, Hannes Androsch und Manfried Rauchensteiner, während des ganzen Kulturhauptstadtjahres nehmen verschiedenen Aspekte in den Fokus und ergänzen die Intervention im öffentlichen Raum. |
kritisch und kontrovers Eröffnung 11/05/2024, 16 Uhr Ort Kurpark, Wiesingerstraße 3, 4820 Bad Ischl Dauer 12/05 – 31/12/2024 Es sprechen Hannes Leidinger, Nadia Rapp-Wimberger | Projektträger*innen Elisabeth Schweeger | künstlerische Geschäftsführung Kulturhauptstadt Europas Bad Ischl Salzkammergut 2024 Ines Schiller | Bürgermeisterin der Stadt Bad Ischl Moderation Günter Kaindlstorfer Im Anschluss geführte Rundgänge Eintritt frei 18 Uhr Vortrag und Diskussion „Multikulturalität im Donauraum – die Habsburgermonarchie als europäisches Modell” Ort Trinkhalle Bad Ischl, Auböckplatz 5, 4820 Bad Ischl Es spricht Pieter M. Judson | Historiker und Habsburg-Experte Moderation Günter Kaindlstorfer Eintritt frei |