Weltweit neuartige Methode ermöglichte Vorhersage des aktuellen Sonnensturms

Austrian Space Weather Office der GeoSphere Austria derzeit weltweit führend in der Vorhersage von Sonnenstürmen. Aktueller Sonnensturm noch bis Freitag aktiv. Keine Gefahr für Infrastruktur. Polarlichter über Nordeuropa möglich und über Mitteleuropa nicht ganz ausgeschlossen.

Die Sonne sendet ständig Strahlung und geladene Teilchen in den Weltraum. Bei einer Sonneneruption ist dieser Teilchenstrom (Sonnenwind) in einem begrenzten Gebiet der Sonne für kurze Zeit deutlich stärker (Sonnensturm). Treffen Magnetfelder und Teilchen eines Sonnensturms auf das Magnetfeld der Erde, sind Polarlichter möglich und können im seltenen Extremfall sogar zu Störungen in Navigationssystemen und Stromnetzen führen.

Neue Vorhersagemethode in Österreich entwickelt

Die Vorhersage von Sonnenstürmen war bisher nur begrenzt möglich, ist aber eine Schlüsseltechnologie, die Auswirkungen auf viele Bereiche der Technik hat. Das Space Weather Office der GeoSphere Austria in Graz hat die weltweit erste Methode zu einer relativ genauen Vorhersage für die nächsten zwei bis drei Tage entwickelt. Diese Methode, die auf früheren Erkenntnissen über die Physik von Sonnenstürmen aufbaut, wird derzeit in Echtzeit getestet.

Raumsonde in optimaler Position

„Der momentane Sonnensturm kam genau zur richtigen Zeit, um eine neue Methode für unser Vorhersagesystem zu testen”, sagt Christian Möstl, Leiter des Space Weather Office der GeoSphere Austria, „denn wir arbeiten mit Messdaten der Raumsonde Solar Orbiter der Europäischen Weltraumorganisation ESA, und diese Raumsonde befindet sich derzeit in einer optimalen Position, genau zwischen Sonne und Erde. Die Raumsonde lieferte mit ihrem Magnetfeldmessgerät Daten vom magnetischen Kern des Sonnensturms schon zwei Tage vor dessen Auftreffen auf die Erde. So hatten wir eine ausgezeichnete Datengrundlage, um mit unserem Vorhersagemodell zu berechnen, wie sich der Sonnensturm auf das Magnetfeld der Erde auswirken wird.”

In etwas fernerer Zukunft könnten mehrere Raumsonden, die um die Sonne kreisen, solche Daten liefern, wenn sich eine davon immer in der Nähe der Linie zwischen Sonne und Erde befindet. „Bis dahin sind wir auf glückliche Umstände wie im aktuellen Fall angewiesen, um diese Methoden zu entwickeln und zu testen”, meint Christian Möstl.

Keine Schäden zu erwarten, vereinzelt Polarlichter möglich

Die ersten Messungen des Sonnensturms auf der Erde von letzter Nacht sind in guter Übereinstimmung mit den Vorhersagen, die nur geringe Auswirkungen auf das Erdmagnetfeld erwarten ließen. „Die ersten Ergebnisse bestätigen die Vorhersagen, sowohl was den zeitlichen Verlauf des Sonnensturms betrifft als auch in Bezug auf die schwache Wechselwirkung mit dem Erdmagnetfeld”, sagt Christian Möstl.

Viele Wolken in der Nacht auf Freitag

Die Chancen auf Polarlichter über Österreich sind im Zuge des aktuellen Sonnensturms nicht allzu hoch, weil die Stärke des geomagnetischen Sturms dazu wahrscheinlich nicht ausreichen wird. Auch das Wetter spielt nicht mit. In der Nacht auf Freitag liegt über dem Großteil Österreichs eine dichte Wolkendecke. Ein zeitweise freier Blick auf den Sternenhimmel ist vor Mitternacht am ehesten in Teilen Ost- und Südösterreichs möglich, nach Mitternacht dann stellenweise im Westen und Süden.

Über den Autor

Dr. Rainer Hilbrand
Medieninhaber u. Geschäftsführer

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