Faschingdienstag in Bad Aussee: Die Flinserl

Am Nachmittag des Faschingdienstag dominieren in Bad Aussee die Flinserl.

Austria Forum: Die Ausseer Flinserln präsentieren sich als das absolute Gegenstück zu den Trommelweibern. Während letztere derb und bieder sind, zeigen die Flinserln Hochmut und Eleganz. Männer und Frauen verbergen sich hinter Larven, sind in kostbare Gewänder gehüllt und werden von einer kleinen Musikantengruppe begleitet. Dabei werden sie von einer einfachen Maske, dem „Zocherl”, gleichsam als Leibwächter begleitet. Er trägt an einem Stock mit Schnürl eine aufgeblasene Schweinsblase, mit der er das fürwitzig herandrängende gemeine Volk auf Respektabstand hält.

Ganz gelingt es einem Ausseer Flinserl aber doch nicht, kühle venezianische Distanz zu wahren, vor allem wenn die Kinder „Nuß, Nuß!” rufen und die tänzendeln Flinserln ihre Gabensäcke öffnen müssen. – Ehe die Kinder aber etwas bekommen, haben sie einen der seit altersher überlieferten Faschingsverse fehlerfrei aufzusagen.

Jedes Flinserlkostüm ist ein wertvolles Einzelstück. Alle Figuren werden aus farbigen Stoffen ausgeschnitten, auf das Leinenkleid genäht und mit Silberplättchen verziert, die dem Kostüm einen besonderen Glanz verleihen. Ganz unten am Rocksaum oder an den Hosenbeinen befinden sieh rundum Figuren – zum Beispiel ein Altsteirer Tanz. Dann ziehen sich Ornamente hinauf bis über den Spenzer. Da gibt es den Mohrenkopf, Schmetterlinge, Blüten, Herzen, Gockelhahn und Gams, Äpfel, Möhren, Karo und Pick. Ein Flinserlkostüm anzufertigen nimmt etwa 400 bis 500 Arbeitsstunden in Anspruch. Was wohl erklärt, warum jedes der insgesamt 100 bis 120 existierenden Flinserlgewänder des Ausseer Landes so kostbar ist – und die Gäste sich Jahr für Jahr aufs Neue beeindruckt zeigen, wenn diese prachtvollen Faschingsgestalten durch den Ort ziehen.

All dies wird in vielen Arbeitsstunden mit Silberplättchen umnäht, die den schimmernden Glanz ausmachen. Die vielfach gefältelte Halskrause, die über den Kopf gezogene Haube („Gugel”) mit Augenlöchern und aufgenähter Stoffnase, obenauf der Spitzhut mit Glanzstreifen vervollständigen das Kostüm des Flinserls.

Die Flinserln gibt es seit 1768, und es scheinen mit den Salzfuhrleuten venezianische Stilelemente ins Ausseerland gekommen zu sein; ganz verbürgt ist dies aber nicht.

Über den Autor

Dr. Rainer Hilbrand
Medieninhaber u. Geschäftsführer

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