Land Salzburg: Demografische Entwicklung macht Sozialbereich zur Mammut-Aufgabe

Wie im Regierungsübereinkommen und auch bei der Arbeitsklausur Ende Juli thematisiert, stellt die demografische Entwicklung Salzburg vor enorme Herausforderungen – in vielen Bereichen, aber ganz besonders bei sozialen Aufgaben. Das bestätigt auch der heute von Soziallandesrat Christian Pewny präsentierte Sozialbericht für 2022.

Die demografische Entwicklung ist eine wichtige Planungsgrundlage für den Sozialbereich. Salzburgs Bevölkerung wird in rund 20 Jahren (Ende 2042) auf 603.958 Menschen angewachsen sein und im Durchschnitt um 2,7 Jahre älter (45,9 Jahre) sein. Nur mehr weniger als die Hälfte, nämlich 48,6 Prozent, sind dann laut der Prognose erwerbstätig. Das bedeutet auch weniger Arbeitskräfte für zum Beispiel die Pflege oder Teilhabe für Menschen mit Behinderungen. Und gleichzeitig bedeutet das Älterwerden Salzburgs noch mehr Betreuungsbedarf zum Beispiel in den Seniorenwohnhäusern.

Viele ältere Personen, wenige arbeitende

Weniger Personen im erwerbsfähigen Alter, aber mehr ältere Salzburgerinnen und Salzburger, die betreut werden müssen. Eine Schere, die weit auseinandergeht und in vielen Bereichen eine große Herausforderung ist. „Das ist uns voll bewusst und wir wissen, dass wir handeln müssen. Dabei reichen nicht einzelne Maßnahmen, wir müssen dieses Problem an allen Ecken und Enden des Sozialbereiches mitdenken – im Bundesland und auch österreichweit“, betont Landesrat Christian Pewny.

Wichtige Schlussfolgerungen aus dem Sozialbericht 2022

  • Fördern und Ausbauen der Kinder- und Jugendhilfe ist eine der wesentlichen Aufgaben.
  • Weiterer Ausbau der Teilhabe von Menschen mit Behinderungen am gesellschaftlichen Leben.
  • Verbesserung der Pflege in vielen Bereichen, sowohl in den Seniorenwohnhäusern als auch bei der Unterstützung zum Beispiel von pflegenden Angehörigen.
  • Harmonisierung der Pflegeeinrichtungen, um einheitliche Standards und Entlohnung zu erreichen.
  • Die Zahl der Grundversorgungsbezieher soll wieder gesenkt werden. Vor allem seit dem Beginn des Krieges in der Ukraine ist diese gestiegen.

Pewny: „Keine Zeit verlieren.“

„Wir dürfen im Sozialbereich, egal ob es um die Pflege von älteren Menschen oder die Hilfe für Kinder- und Jugendliche oder auch die Teilhabe geht, keine Zeit verlieren. Wir müssen zukunftsfitte Lösungen finden, die der demografischen Entwicklung entsprechen. Das zeigt uns der Sozialbericht deutlich“, betont Soziallandesrat Christian Pewny bei der heutigen Präsentation.

Erste Maßnahmen festgelegt

„Wir haben dazu bereits in unserer Arbeitsklausur Maßnahmen erarbeitet, wie zum Beispiel die Novellierung des Pflegegesetzes und die Verbesserungen bei der Eingliederung von qualifizierten Fachkräften aus kulturnahen EU-Staaten. Als Ultima Ratio wurde auch der Grundstein für die Bekämpfung des Pflegenotstandes über Drittstaaten gelegt. Unumstößlich ist hier jedoch die angemessene Verständigungsmöglichkeit zwischen Pflegepersonal und Klientinnen und Klienten“, betont Pewny.

Eichhorn: „2022 war herausfordernd.“

Andreas Eichhorn ist Leiter der Abteilung 3 (Soziales) des Landes Salzburg und ist mit seinem Team verantwortlich für die Erstellung des Berichts. „Ukraine-Krieg, Inflation und Preissteigerung aber auch Auswirkungen der Covid-19-Pandemie prägte das Jahr 2022 und brachte somit zahlreiche Herausforderungen für den Sozialbereich mit sich“, so Eichhorn. Der Sozialbericht dient als Entscheidungshilfe für Verwaltung und Politik. „Ein besonderer Fokus liegt heuer auf der Kinder- und Jugendhilfe des Landes mit einem eigenen Bericht“, fügt Eichhorn hinzu.

Kinder- und Jugendhilfe

2022 gab es 105.526 Kinder und Jugendliche in Salzburg. Rund 48,5 Prozent waren zwischen sechs und 14 Jahren. Die Zahl der Kinder und Jugendlichen in Betreuung stieg insgesamt um 2,5 Prozent. Dies vor allem durch den Zuwachs an Kindern, die in ambulanter Betreuung waren (+4,1 Prozent). Pflegekinder gab 230 (-17), Kinder mit voller Erziehung annähernd gleich viel wie 2021, nämlich 432 (-1). Im diesjährigen Sozialbericht ist der umfassende Kinder- und Jugendhilfebericht 2018 – 2022 enthalten. Dieser muss gesetzlich alle fünf Jahre erscheinen.

Ellmer: „Personalmangel spürbar.“

„Die ambulanten Familienunterstützungen wurden sehr stark ausgebaut. Im gesamten Bereich war das Thema Personal- und Fachkräftemangel aber deutlich spürbar“, so Roland Ellmer, Referatsleiter Kinder- und Jugendhilfe und fügt hinzu: „Wir konnten mit einer etwas besseren Bezahlung die Attraktivität des Berufs bereits steigern.“ Geplant ist auch eine Kampagne, um mehr Pflegeeltern sowie Plätze insbesondere für die Krisenunterbringung zu finden.

Teilhabe von Menschen mit Behinderungen

Weiters im Sozialbericht: Um ein Prozent mehr Menschen mit Behinderungen bekamen 2022 im Vergleich zu 2021 Unterstützung (2.411 Personen). Dazu zählen Leistungen wie Heilbehandlungen, Arbeitstrainings oder Persönliche Assistenzen. Die Zahl der Personen in Werkstätten sowie in Wohnangeboten stieg 2022 deutlich an. In Wohnbetreuung befanden sich laut dem Sozialbericht 1.282 Menschen mit Behinderungen. Mit 37,1 Prozent gab es den stärksten Anstieg bei der Persönlichen Assistenz. Mit Ende 2022 nutzten 48 Menschen mit Behinderungen diese Form der Unterstützung.

Eckpunkte Pflege

Die Zahl der Pflegegeldbezieher stieg von 2021 auf 2022 um 0,6 Prozent, das sind 26.714 Personen. Ende 2022 wurden 4.287 Personen in Seniorenwohnhäusern betreut – deutlich weniger als in den Jahren zuvor und um sieben Prozent weniger als 2021. 5.114 Plätze waren zu diesem Zeitpunkt in 74 Seniorenwohnhäusern noch frei. Zur Betreuung standen rund 2.275 Pflege- und Hilfskräfte (gerechnet in Vollzeitäquivalenten) zur Verfügung. Von 2021 auf 2022 kam es zu einem Rückgang von 5,3 Prozent bei Personen mit Ausbildung zu diplomierter Gesundheits- und Krankenpflege.

Eckpunkte Grundversorgung

Ein Plus von 164,6 Prozent gab es 2022 im Bereich der Grundversorgung, der Grund dafür liegt bei den Vertriebenen, die vor dem Krieg in der Ukraine geflüchtet sind. 3.580 Personen, davon 2.225 aus der Ukraine, bekamen die Grundversorgung zugesprochen. Rund 28 Prozent von ihnen waren unter 18 Jahre alt. In Quartieren des Landes wurden insgesamt 2.144 untergebracht, der restliche Teil kam (1.436) privat unter.

Foto: Land Salzburg / Franz Neumayr

Über den Autor

Dr. Rainer Hilbrand
Medieninhaber u. Geschäftsführer

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