Salzburg: Landwirtschaftsschüler lernen sinnvolles Biber-Management

Projekttage an der Landwirtschaftlichen Fachschule Kleßheim / Biber wird dorthin „gelockt“, wo er keinen Schaden anrichtet

Salzburger Landeskorrespondenz, 29. April 2025

(LK) „In den Landwirtschaftlichen Fachschulen legen wir sehr viel Wert darauf, dass die Jugendlichen mit viel Praxiserfahrung ins Berufsleben starten. Das gelingt uns auf vielen Ebenen, unter anderem mit den Praxistagen“, so Landesrat Josef Schwaiger bei seinem Besuch in Kleßheim. Unter anderem arbeiten die Schülerinnen und Schüler mitten in der Antheringer Au – und zeigen dem Biber, wo er erwünscht ist.

Die Projekttage in den Landwirtschaftlichen Fachschulen sind so vielseitig wie der Unterricht. Unter anderem wird in der Tischler- und Metallwerkstatt fleißig gearbeitet, aber auch daran, die Landwirtschaft zum Beispiel in der Volksschule näher zu bringen. Im wahrsten Sinne ins Holz geht es in der Antheringer Au. „Wir fällen hier Erlen und setzen dann mit Stecklingen Weiden, da wir Biberfamilien hierhert locken wollen, wo er keinen Schaden anrichtet“, erklärt Kleßheim-Schüler Florian Perschl.

Zuerst Theorie, dann Praxis

Während die Sägespäne fliegen und an anderer Stelle die Weidenstecklinge geschnitten werden, ist immer Zeit für den Feinschliff. „Die Forstarbeiten sind natürlich fordernd und man muss auf vieles achten. Die Theorie haben wir im Unterricht gemacht, jetzt geht es an die Umsetzung und das machen sie sehr gut“, sagen die Forstlehrer.

Der „Biber-Plan“ könnte aufgehen

Auf die Arbeiten im Wald haben nicht nur die Forstlehrer Stephan Widmayr und Johann Höllbacher ein wachsames Auge, sondern auch Revierleiter Julian Seitlinger. „Das Ganze ist ein Pilotprojekt. Ob es klappt, den Biber durch das richtige Nahrungsangebot mehr ins Zentrum der Antheringer zu locken, werden wir in zwei bis drei Jahren sehen. Der Biber wird nicht weggehen, daher ist der richtige Umgang mit ihm sicher ein guter Weg. Und so hoffen wir, die Biberfamilie wegzulocken, sodass zum Beispiel das Gewerbegebiet Siggerwiesen oder auch die Leberer Siedlung bei Anthering nicht von den Biberdämmen betroffen sind“, so Seitlinger.

Richtiges Bibermanagent

In die gleiche (Weiden)Kerbe schlägt Biber-Expertin Gundi Habenicht vom Land Salzburg. „Diese Strategie, die die Schüler hier in der Antheringer Au umsetzen, könnte zukunftsweisend sein. Rund 400 Biber leben im Bundesland Salzburg. Um ihn dort los zu werden, wo er Probleme macht und Schaden versursacht, werden wir den Tieren etwas anbieten müssen, wo sie Platz haben. Das geht am besten über das Nahrungsangebot. Ich bin sehr gespannt, ob das Konzept der Schüler aufgeht. Die Antheringer Au ist der ideale Ort, um das zu versuchen“, so Habenicht.

Learning by doing

So lernen die Schülerinnen und Schüler im Rahmen des Biberprojektes alles über die Forstarbeit, über das Verhalten des Bibers und wie man Weiden sozusagen vermehrt. „Das geht erstaunlich einfach. Wir schneiden hier in der Au Stecklinge mit rund 50 Zentimeter Länge, schneiden sie schief ein und geben sie ins Wasser bis kleine Wurzeln zu sehen sind. Dann einfach an der richtigen Stelle in die Erde stecken und die Weiden wachsen. Mich würde es wundern, wenn die Biber dieses Angebot nicht annehmen“, sagt Anna Hupf, die in der LFS Kleßheim ihre Ausbildung macht.

Schwaiger: „Sinnvolle Praxis“

Landesrat Josef Schwaiger hat am Dienstag die Projekttage in Kleßheim besucht. „Wenn ich sehe, was hier alles entsteht, bin ich sehr zuversichtlich, dass diese jungen Menschen auf die Landwirtschaft und auch auf das Leben gut vorbereitet sind. Bei weitem nicht alle von ihnen haben einen landwirtschaftlichen Betrieb zuhause, sondern schätzen die fundierte Ausbildung so. Nach erfolgreichem Abschluss gibt es praktisch eine Jobgarantie, denn die Absolventen sind begehrt“, so Schwaiger.

Vielseitigkeit

Neben dem Biber-Pilotprojekt errichten die Schülerinnen und Schüler der Landwirtschaftlichen Fachschule Kleßheim ein Wetterkreuz und eine Sitzgelegenheit aus Holz. Außerdem hat sich eine Projektgruppe intensiv damit beschäftigt, wie man Volksschüler für die Landwirtschaft begeistert und ihnen zeigen kann, wie viel Herzblut in unseren Lebensmitteln steckt. In der Metallwerkstatt entsteht inzwischen ein Kunstwerk, das ein Blickfang an der LFS Kleßheim sein soll.

© Land Salzburg / Franz Neumayr

Über den Autor

Dr. Rainer Hilbrand
Medieninhaber u. Geschäftsführer

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