Vorurteile, sexuelle Belästigung und Diskriminierung im Berufsalltag: So geht es jungen Frauen in Oberösterreich

Wie geht es berufstätigen jungen Frauen in Oberösterreich? Eine Studie des IBE (Institut für Berufs- und Erwachsenenbildungsforschung) im Auftrag der AK hat sich genau mit diesem Thema auseinandergesetzt. 3.576 Frauen im Alter zwischen 18 und 35 Jahren haben Fragen zu verschiedenen Gleichbehandlungsthemen beantwortet.Die validen Ergebnisse zeigen: Frauenfeindlichkeit, das Abwerten von Fähigkeiten und Diskriminierung aufgrund des Geschlechts gehören unverändert zum beruflichen Alltag von Frauen.

Haben Frauen und Männer die gleichen Chancen am Arbeitsmarkt? Nein, meinen 64 Prozent der befragten jungen Frauen einer Studie des IBE im Auftrag der Arbeiterkammer Oberösterreich. Und sogar 81 Prozent sagen, dass Frauen (eher) geringere Verdienstmöglichkeiten haben. Exemplarisch hier die Beschreibung ihrer Situation einer jungen Frau „(…) Ich studiere aktuell neben einem Vollzeitberuf, habe vier Diplomausbildungen berufsbegleitend gemacht und habe die Matura, mein Lebensgefährte hat ‚nur‘ eine Fachschulausbildung ohne Matura, arbeitet auch im Büro ohne Führungsaufgaben und verdient mehr als ich.“ In Summe haben 3.576 Frauen zwischen 18 und 35 Jahren den Online-Fragebogen zu den Gleichbehandlungsthemen beantwortet. Der Rücklauf von 17,1 Prozent liefert valide Ergebnisse und zeigt, dass die jungen Oberösterreicherinnen viel mitzuteilen haben und ihnen die tatsächliche Gleichstellung mit Männern unter den Nägeln brennt. So sprechen sich beispielsweise 68 Prozent der Teilnehmerinnen für eine Ausweitung der Frauenquote aus und 87 Prozent wollen mehr Frauen in Führungspositionen sehen.

Diskriminierung gehört noch immer zum Alltag – auch am Arbeitsplatz

„Bei einer Bewerbung: Hier wurde vorweg mitgeteilt, dass das Unternehmen auf der Suche nach Männern ist, da diese belastbarer sind, und nur formell im Stellenangebot (weil sie müssen) auch Frauen ‚angesprochen“ haben“, schildert eine der Befragten auf die Frage, ob sie im beruflichen Kontext schon einmal Diskriminierung aufgrund ihres Geschlechts erfahren habe. Eine andere junge Frau beschreibt ihre Situation in einem Produktionsbetrieb: „Mir wurde von einem älteren Kollegen gesagt, dass ich in der Produktion nichts zu suchen habe und mich besser in die Büros begeben sollte, um Kaffee zu kochen, weil das eher der Platz ist, wo sich ein ‚Mädchen wie ich‘ (war zu dem Zeitpunkt 18 Jahre alt) aufhalten sollte.“ Insgesamt 962 junge Frauen haben ihre Erlebnisse in Zusammenhang mit Diskriminierung und Belästigungen niedergeschrieben. Die Frauen schildern dabei immer wieder, dass ihnen im Beruf Kenntnisse und Fähigkeiten aufgrund ihres Geschlechts abgesprochen werden, dass sie am Arbeitsplatz sexuell belästigt wurden und dass ihnen beim Bewerbungsgespräch Fragen zur Familienplanung gestellt wurden.

Breite Zustimmung zu den Forderungen der Arbeiterkammer

Abgefragt wurde auch die Zustimmung der Frauen zu den Forderungen der AK. „Mit unserem Einsatz für leistbares Wohnen, familienfreundliche Arbeitsbedingungen, dem Ausbau der institutionellen Kinderbetreuung und natürlich für Gleichstellung bei den Einkommen treffen wir die Bedürfnisse der befragten Frauen. Die Studienergebnisse zeigen uns ganz konkret, was die jungen Oberösterreicher:innen bewegt und was sie von der Gesellschaft und der Politik fordern. Als AK setzen wir genau hier an und sind weiterhin eine starke Stimme für mehr Gleichberechtigung“, sagt AK-Präsident Andreas Stangl.

AK-Präsident Andreas Stangl und AK-Vizepräsidentin Christine Heitzinger

©AK OÖ

Über den Autor

Dr. Rainer Hilbrand
Medieninhaber u. Geschäftsführer

Comments

  1. Mehr Frauen in Führungspositionen bringen vermutlich auch mehr Umsatz (weil zunehmend mehr Frauen Kaufentscheidungen treffen und angesprochen werden wollen). Meint Avivah Wittenberg-Cox in ihren Büchern (gefunden in “Gender Balance” von Peter Jedlicka).

    LG Hannelore

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