Weiterer Verdacht auf Wolfsriss in Grundlsee – Nähe zu beliebtem Wanderweg

Über den 1. Verdacht haben wir bereits berichtet: Martin Schober aus Bad Aussee hat am Sonntag, 18. Juni, seine 50 Schafe auf die Sattelbach – Alm (einfacher: Tressensattel) aufgebracht. Die zur Beweidung vorgesehenen Flächen befinden sich in unmittelbarer Nähe zu den Wohnhäusern. In der Nacht ist ein Schaf gerissen worden, 4 wurden z.T. erheblich verletzt.

Die DNA – Proben stehen noch aus, sind aber nur bedingt verlässlich: Macht sich ein Aasfresser im Anschluss über das Tier her, kann die DNA des Wolfes als Ursache nicht nachgewiesen werden. Besonderes Tierleid entsteht für die verletzten Schafe dadurch, dass man sie, wie in diesem Fall, stundenlang ohne Hilfe lassen muss. Sie kann erst geleistet werden, wenn der Amtstierarzt alle Untersuchungen durchgeführt worden

Zum 2. Verdacht: In zeitlicher Nähe sind wieder Schafe getötet bzw. verletzt worden, diesmal in der Grundlseer Ortschaft Gaiswinkel, neben einem beliebten Wanderweg: 2 Tiere sind schwer verletzt worden, eines wurde tot aufgefunden, ein anderes war so schwer verletzt, dass man es töten musste Besonders bedenklich ist, dass sich der Vorfall nachgewiesener Maßen am Tag ereignet hat.

Die Verunsicherung der Bauern und der Bevölkerung ist derzeit sehr groß

Pressekonferenz in Grundlsee

Das Thema “Verdacht auf Wolfsrisse” wurde nun heute, 23. Juni, bei einer Pressekonferenz im Gemeindeamt Grundlsee genau erörtert. Bgm Franz Steinegger hatte geladen, gekommen waren auch seine Amtskollegen Gerald Loitzl, Franz Frosch und Veronika Grill. Der Ärger bei den Bürgermeistern über das Nichthandeln der Politik war groß, kennen sie das Problem doch auch von Innen, Frosch, Loitzl und Steinegger sind selbst Landwirte. Ergänzt wurde die Runde durch Ing. Gerhart Fallent (Verein Wolfstopp), Johannes Zeiler (Landwirtschaftsbezirkskammer/Obm.Stv) und die betroffenen Bauern Martin Schober (Vroni Wimmer) und Gerhard Weissenbacher.

Der Tenor der Meisten – die Politik müsse endlich handeln. Die Bundesländer hätten zwar einen (geringen) Spielraum, um Verordnungen erlassen zu können, leichter sei es aber für die zuständige Bundesministerin Leonore Gewessler. Eine steirische Verordnung ist in Arbeit, Bgm. Veronika Grill berichtete davon, dass man, nach Rücksprache mit der zuständigen Landesrätin Lackner, mit einer Umsetzung im Spätsommer rechnen könne. Allerdings sei die Sache heikel, denn die Verordnung dürfe den EU – Richtlinien nicht widersprechen.

Bereits vergangene Woche hatte die Kärntner Landwirtschaftskammer in Sachen Hybridwölfe Alarm geschlagen. Solche Individuen seien in Kärnten bereits nachgewiesen worden – sie würden weniger Scheu vor Menschen haben, hatte es geheißen. Das verstärkte Auftreten von Hybridwölfen mache die Wolfsproblematik jedenfalls noch dringlicher. An sich sei die Hybridisierung, so Gerhard Fallent, aber auch eine Chance, denn diese Wölfe stehen ja, da sie nicht reinrassig sind, nicht unter verstärktem Artenschutz.

Die betroffenen Bauern berichteten bei der Pressekonferenz von den Vorfällen und auch vom Tierleid der schwer verletzten Tiere, die man erst nach Stunden gefunden habe und die dann noch durch den Amtstierarzt untersucht werden müssten, ehe man Leid lindern könne.

Die vom “Verein gegen Tierfabriken” erhobenen Vorwürfe, man solle doch Zäune bauen und für eine Behirtung sorgen, wurden einerseits zurückgewiesen, andererseits gesagt, dass eine Behirtung der Almen ohnedies bereits erfolge. Bgm. Frosch meinte, man wolle die Almwirtschaft zurückdrängen und kritisierte die Vorgangsweise der EU. Der Umgang mit dem Wolf in der EU ist seit 30 Jahren in der sogenannten Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (FFH), die den Artenschutz gewährleisten soll, geregelt. Der Wolf ist darin als “streng zu schützende Tierart von gemeinschaftlichem Interesse” gelistet und darf damit nur in ganz wenigen Ausnahmen “entnommen” werden. Für eine Änderung der FFH-Richtlinie bedarf es der Zustimmung aller 27 EU-Staaten, zuständig dafür sind die Umweltminister, somit Ressortchefin Leonore Gewessler (Grüne).

Die Verdachtsfälle haben zu einer großen Verunsicherung in der Bevölkerung geführt.

PS Wie viele Wölfe gibt es in Österreich?

31 nachgewiesene Wölfe rissen 2022 in Österreich knapp 500 Tiere.  Die Wolfszahl wird aber von Fachleuten vehement bezweifelt.

Über den Autor

Dr. Rainer Hilbrand
Medieninhaber u. Geschäftsführer

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