OÖ bringt den Nachthimmel zurück-Gesetzesnovelle bringt Meilenstein zur Bekämpfung der Lichtverschmutzung

Gemeinden bekommen Regelwerk zur Umstellung auf energiesparende und umweltverträgliche Beleuchtung

Neben der Klimakrise ist das Voranschreiten des Artensterbens eine der größten Bedrohungen für die Menschheit. Die Erderwärmung, intensive landwirtschaftliche Nutzung, der Verlust von wertvollen Böden und das Verbauen ganzer Landstriche bedeuten Lebensraumverlust und die Zerstörung von funktionierenden Ökosystemen. Am sichtbarsten kann dies am Rückgang des Vogelbestandes nachvollzogen werden. Auch die Vielfalt der Pflanzen leidet stark. Blühten früher auf einem Quadratmeter Wiese etwa zwölf bis zwanzig Arten gleichzeitig, so sind es heute nur mehr ein bis zwei. Mit fatalen Folgen: Die Insekten sterben, die Bestände an Wildbienen, Schmetterlingen und Vögeln sind massiv eingebrochen – international, aber auch bei uns in Oberösterreich. Das ist ein schwerer wirtschaftlicher Schaden, aber mehr noch eine Gefährdung unserer Lebensgrundlagen.

Die Zahlen der Wissenschaft könnten dramatischer nicht sein: Schon innerhalb eines Jahrhunderts könnten weltweit 40 Prozent der Insektenarten der Vergangenheit angehören, dies könnte zu einem „Kollaps der Ökosysteme der Natur führen“ – warnen Expert:innen immer wieder.

Ungetrübter Nachthimmel hinter der Gahbergkapelle unweit der Sternenwarte Gahberg in Weyregg, welche im 1. Österreichischen Sternenpark Attersee-Traunsee liegt.  
(C) Johannes Horvath

Ein wesentlicher Grund für den massiven Rückgang an Insekten- und Vogelbeständen ist auch in der unkontrollierten Lichtverschmutzung der vergangenen Jahrzehnte auszumachen. So sind etwa 85 Prozent der Schmetterlinge in Österreich nachtaktiv. Es zeigt sich, dass Kunstlicht in falscher Qualität und Intensität zur falschen Zeit am falschen Ort gravierende Schattenseiten haben kann. Die Lebensbedingungen vieler Tiere und Pflanzen haben sich dadurch verändert. Bereits seit rund zehn Jahren beschäftigt sich das Umweltressort des Landes Oberösterreich mit dem Thema Lichtverschmutzung und ist damit Vorreiter beim Schutz des Nachthimmels. Mittels Überfliegungen wurde 2016 der oö. Lichtkataster erstellt und kurz darauf entstand das österreichweit erste Lichtmessnetz, das jede Nacht den Helligkeitsverlauf an 23 Stationen festhält. In Pilotgemeinden wurden neue Beleuchtungssysteme erprobt und eingesetzt, die den Menschen den natürlichen Nachthimmel zurückgeben und den Insekten und Vögeln wieder einen besseren Lebensraum ermöglichen. Seit zwei Jahren gibt es den ersten österreichischen Sternenpark mit dem Sternenpark Attersee-Traunsee, der auf die Zusammenarbeit von Umweltressort, des Instituts für Astrophysik der Universität Wien und den betroffenen Gemeinden zurückzuführen ist.

Nun folgt mit einer Gesetzesnovelle der nächste wichtige Meilenstein gegen Lichtverschmutzung. Diese wird vorsehen, dass die Gemeinden ein klares Regelwerk zur Umstellung auf energiesparende und umweltverträgliche Beleuchtung bekommen. Durch dieses Landesgesetz sollen einheitliche Regelungen zur Vermeidung von Lichtverschmutzung in landesrechtlichen Materien geschaffen werden. Ziel ist die richtige Beleuchtung an den richtigen Stellen. Nicht notwendige Emissionen von Licht in die Umwelt sollen damit eingedämmt werden. Die neuen gesetzlichen Bestimmungen liefern einen zentralen Beitrag zur dauerhaften Verringerung der negativen Auswirkungen künstlichen Lichts und damit zum Schutz der Umwelt.

Was ist Lichtverschmutzung?

Künstliches Licht ist zunächst eine große Errungenschaft der Menschheit. Die stetige Forderung nach mehr Licht hat gemeinsam mit der Effizienzsteigerung und technologischen Weiterentwicklungen allerdings zu verschwenderischem Umgang mit Licht geführt. Dieses Mehr an Licht ist nicht automatisch besser, sondern schafft bedenkliche Auswirkungen für Mensch, Tier und Umwelt und stellt uns vor neue Herausforderungen. Dunkle Nächte und natürliches Licht tagsüber sind wichtig für unsere Gesundheit und unseren Lebensraum. Das Problem der Lichtverschmutzung verstärkt sich dennoch von Jahr zu Jahr. So nimmt die Helligkeit in Europa im Schnitt um fünf bis sechs Prozent pro Jahr zu.

Wie unterschiedlich sich der Nachthimmel an verschiedenen Standorten darbietet, zeigen die folgenden Fischaugen-Nachtaufnahmen bei den Stationen (von links nach rechts):

Kirchschlag-Davidschlag in Mühlviertel (21,4 mag), Linz-Sternwarte (19,6 mag) und Linz-Goethestraße (18,9 mag) bei gleichen Kameraeinstellungen. Quelle: Land OÖ, Abteilung Umweltschutz

Das Land Oberösterreich initiierte bereits erstmals 2018 einen österreichweiten Leitfaden mit Empfehlungen für Licht im Außenraum. Der Film “Licht im Einklang mit Mensch und Natur” zeigt am Beispiel der Gemeinden Kirchschlag bei Linz und Steinbach am Attersee mit Drohnenaufnahmen eindrucksvoll, wie Mensch und Umwelt von zukunftsfähiger Außenbeleuchtung profitieren.

Nähere Informationen und Publikationen finden Sie gut aufbereitet auf der Homepage des Landes OÖ unter Licht – Lichtverschmutzung: https://www.landoberoesterreich.gv.at/115999.htm

Über den Autor

Dr. Rainer Hilbrand
Medieninhaber u. Geschäftsführer

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