Die Optimisten im oö. Gewerbe und Handwerk werden wieder mehr –
Markus Redl, neuer Obmann der Sparte Gewerbe und Handwerk, sieht konjunkturelle Talsohle durchschritten
„Noch heißt es auf den Aufschwung warten“, fasst Markus Redl, seit gestern Obmann der Sparte Gewerbe und Handwerk in der WKOÖ, die aktuelle Konjunkturbeobachtung der KMU Forschung Austria zusammen. „Aber die Silberstreifen am Konjunkturhimmel werden mehr und das Stimmungsbarometer steigt zwar verhalten, aber es steigt“, so Redl weiter. Er geht davon aus, dass es im laufenden Quartal zwar noch keinen großen Aufschwung geben wird, aber die konjunkturelle Talsohle durchschritten ist.
Stimmungsbarometer erstmals seit dem 3. Quartal 2023 wieder im positiven Bereich
Seine Einschätzungen basieren auf der Beurteilung der Geschäftslage im 2. Quartal, die in OÖ bei Weitem besser war als im 1. Quartal. 26 Prozent der oö. Gewerbe- und Handwerksbetriebe beurteilten demnach den Geschäftsgang im 2. Quartal mit „gut“ und nur mehr 21 Prozent mit „schlecht“. Das Stimmungsbarometer lag mit +5 Prozentpunkten erstmals seit dem 3. Quartal 2023 wieder im positiven Bereich. Im 1. Quartal war der Saldo noch 8 Prozentpunkte im Minus.
Zweites Indiz ist der stark zurückgegangene Pessimismus bei den Umsatz- und Auftragseingangserwartungen. Für das 3. Quartal rechnen laut KMU Forschung Austria 14 Prozent der Betriebe mit Steigerungen (3. Quartal 2024: 16 Prozent), 65 Prozent mit keiner Veränderung (54 Prozent) und 21 Prozent mit Rückgängen (30 Prozent). Auch dass die Betriebe ihren Personalstand teils kräftig erhöhen wollen, deutet auf mehr Zuversicht hin. Laut Konjunkturumfrage wollen 21 Prozent der oö. Gewerbe- und Handwerksbetriebe ihren Personalstand um durchschnittlich 4,2 Personen erhöhen. Nur 4 Prozent wollen Mitarbeiter (im Schnitt 1,5 Personen) abbauen.
Auch wenn die Wirtschaftsentwicklung von globalen Unsicherheiten (US-Zollpolitik, Kriege, Lieferketten, Inflation) geprägt ist, ist Redl optimistischer als noch vor drei Monaten. „Manche Investitionen lassen sich nicht mehr aufschieben und die Menschen konsumieren wieder mehr, was bei fallenden Zinsen und einer ohnehin schon hohen Sparquote von über 11 Prozent die bessere Option ist“, so der neue Obmann von über 46.000 aktiven oö. Gewerbe- und Handwerksbetrieben.
Stimmungsaufheller sind auch Bundesregierung und EU. Die EU hat teure Bürokratismen (Lieferkettengesetz oder Nachhaltigkeitsberichterstattung CSDR) verschoben bzw. wird sie auf das notwendige Maß zurechtstutzen und in Österreich wurden erste Entlastungsschritte (z.B. NoVA-Befreiung für Kleintransporter seit 1. Juli) gesetzt. Dazu kommt das Aus der KIM-Verordnung, deren Kriterien nur mehr auf freiwilliger Basis weiter gelten sollen. Redl erwartet sich davon zeitverzögert Auftragsimpulse für die Konjunkturlokomotive Bau. Die sind auch dringend nötig, denn aktuell könnte fast die Hälfte der Betriebe aus dem Segment Bauinstallation/Ausbaugewerbe — dazu zählen u.a. Bodenleger, Dachdecker, Holzbauer, Maler, Schlosser, Installateure — sofort einen Auftrag annehmen. Im Baugewerbe sind es immerhin drei von zehn Betrieben.
Redl: aufkeimenden Aufschwung nicht verkümmern lassen
„Die verbesserte Stimmung in den Betrieben und die aufkeimende Konjunktur dürfen wir nicht verkümmern lassen“, so Redl. Große Auswirkungen könnte man mit der im Regierungsprogramm fixierten Überführung der Schwellenwerte-Verordnung ins Dauerrecht samt Erhöhung der Werte im Baubereich auf 200.000 Euro (Direktvergaben) und auf 2 Mio. Euro (nicht offene Verfahren) erzielen. Die bereits angekündigte Erhöhung von 100.000 auf 143.000 Euro im Bereich Lieferungen und Dienstleistungen ist Redl zu wenig: „Hier sollte man Nägel mit Köpfen machen. Denn eine Erhöhung der Schwellenwerte bringt den Kommunen mehr Investitionsspielraum und unseren vielen regionalen KMU Aufträge.“ Aus Redls Sicht positiv ist außerdem, dass Handwerkerbonus oder thermische Gebäudesanierung erhalten bleiben. Darüber hinaus wünscht er sich weitere Entlastungsschritte bei Steuern und Lohnnebenkosten sowie mehr zielgerichtete Investitionsförderungen, z.B. für Forschung oder die digitale und ökologische Transformation.

© Wohlschlager & Redl