Vor zehn Jahren wurde das „Earth Observation Data Centre for Water Resources Monitoring (EODC)” von TU Wien, GeoSphere Austria und den Firmen GeoVille und Cloudflight Austria gegründet. Mittlerweile ist EODC ein Paradebeispiel für ein erfolgreiches public-private Partnership im Hochtechnologiesektor.
Beim EODC-Forum am Montag, 10. Juni 2024, zogen die Verantwortlichen sowie BM Gewessler und BM Polaschek eine Bilanz der ersten zehn Jahre und besprachen die weiteren Vorhaben.
Erdbeobachtungssatelliten liefern rund um die Uhr wertvolle Daten für viele Bereiche und leisten somit einen wichtigen Beitrag zum Schutz der Bevölkerung und der Umwelt.
Mit dem Start des ersten Sentinel-Satelliten im Programm Copernicus begann Europa im Jahr 2014 ein weltweit herausragendes Programm der Erdbeobachtung, das in noch nie dagewesener räumlicher und zeitlicher Genauigkeit die Erde analysiert.
Mehrere Billiarden Byte Speicherkapazität
Um die dabei anfallenden enormen Datenmengen zu speichern, zu bearbeiten und für Anwendungen optimal zur Verfügung zu stellen, wurde im Mai 2014 das „Earth Observation Data Centre for Water Resources Monitoring (EODC)” gegründet, eine Kooperation von TU Wien, GeoSphere Austria und den Firmenpartnern GeoVille und Cloudflight Austria.
Dafür mussten neue Methoden der Datenverarbeitung angewendet und eigene High-Tech-Infrastrukturen aufgebaut werden.
Begonnen wurde mit einer Speicherkapazität von zwei Billiarden Byte, heute sind es mehr als 40 Billiarden Byte.
Vom Datenspeicher zur konkreten Anwendung
Die heutige Bedeutung des EODC für Forschung, Technologie und Innovation in Österreich ist umfassend. „Vereinfacht gesagt ermöglicht EODC den Zugang zu enormen Mengen hochwertiger Erdbeobachtungsdaten mit extrem leistungsfähigen Supercomputern”, sagt der Geschäftsführer von EODC Christian Briese, „außerdem sorgen wir mit einem breiten Kooperationsnetzwerk dafür, dass aus den gemessenen Erdbeobachtungsdaten konkrete Anwendungen zum Nutzen der Menschen und Natur werden, wie zum Beispiel das auch international sehr erfolgreiche Service zum globalen Überflutungsmonitoring („Copernicus Emergency Service für Global Flood Monitoring”), das in naher Echtzeit (weniger als acht Stunden nach Aufnahme) ein weltweites Überflutungsmonitoring ermöglicht.
Die Kernthemen von EODC sind:
- Datenspeicher: EODC ist spezialisiert auf die Bereitstellung und Verteilung von enormen Mengen an Erdbeobachtungsdaten, die Beschaffung sowie die Verwaltung und Verarbeitung. Partner_innen und Kund_innen erhalten Zugang zu den umfassenden Archiven von Copernicus und anderen Satellitenmissionen.
- Erdbeobachtungs- und IT-Dienstleistungen: Das EODC ermöglicht und erleichtert die gemeinsame Nutzung von IT-Infrastrukturen. Dazu gehören unter anderem das Archivieren und automatische Verarbeiten von Daten sowie Anwendungen in den Bereichen Künstlicher Intelligenz und Machine Learning. Das EODC bietet die Verknüpfung seines multi-PetaByte-Erdbeobachtung-Datenarchivs mit einer der leistungsfähigsten Verarbeitungsmaschinen Europas, dem Vienna Scientific Cluster (https://vsc.ac.at/), einer Reihe von fünf Supercomputer-Clustern im Science Center der TU Wien. EODC ist auch ein wichtiger österreichischer Baustein der European Open Science Cloud, die Forschenden einen offenen Austausch von Daten und Zugang zu Datenverarbeitungsplattformen ermöglicht.
- Nationales und Internationales Netzwerk für Kooperationen: In einem breiten Kooperationsnetzwerk verbindet EODC Wissenschaft und Anwendung mit einer Palette von Mehrwert-Tools, Dienstleistungen und Schnittstellen. So werden anhand automatischer digitaler Produktionsketten aus den Messdaten innovative Produkte, zum Beispiel für das Monitoring von Überflutungsflächen, Feuchtgebieten, Hangrutschungen, Schnee und Lawinen.
Andreas Schaffhauser, wissenschaftlicher Generaldirektor der GeoSphere Austria:
„Für uns ist EODC mittlerweile eine bewährte Partnerschaft im Verarbeiten von Erdbeobachtungsdaten mit vielfältigem Nutzen, die Möglichkeiten reichen vom Entwickeln neuer hochwertiger Dienstleistungen über gemeinsame Projektbeteiligungen zum Beispiel bei Copernicus, EUMETSAT und ESA, bis zu sehr ressourcenaufwendigen Diensten, wie dem Berechnen von hochaufgelösten Solar- und Photovoltaik-Potentialen.”
Jens Schneider, Rektor der TU Wien:
„Die TU Wien ist stolz, Gründungsmitglied des EODC zu sein. Derzeit befindet sich die TU Wien im groß angelegten Strategieentwicklungsprozess ‘fuTUre fit’, bei dem wir TU-intern versuchen, gemeinsam Antworten zu finden auf Fragen wie ‘Welche Infrastruktur werden wir in den nächsten Jahren benötigen, um weiterhin erfolgreich in der Forschung zu bleiben? Wie können wir Open Science besser voranbringen? Wie können wir die Vereinten Nationen dabei unterstützen, die Nachhaltigkeits- und Klimaziele zu erreichen?’. Das EODC wird mit seiner Expertise und seinem Fachwissen bei der Beantwortung vieler dieser Fragen ein wichtiger Partner sein. Darüber hinaus freut es mich persönlich sehr, dass gut ein Drittel aller EODC Mitarbeiter:innen ihre Ausbildung bei uns an der TU Wien absolviert haben. Das zeigt sehr gut, welch vielfältige Karrieremöglichkeiten sich unseren TU-Absolvent:innen bieten.”
Klimaschutzministerin Leonore Gewessler:
„Ich freue mich sehr und gratuliere dem EODC zu seinem 10-jährigen Bestehen. Das EODC ist Österreichs Copernicus Zugangspunkt und Entwicklungsplattform für Geodaten. Dort stehen die europäischen Satellitenaufnahmen tagesaktuell für alle Nutzer:innen zur Verfügung. EODC speichert auch Daten für das Umweltbundesamt, GeoSphere Austria, Bundesamt für Eich- und Vermessungswesen und Statistik Austria. Erstmals können deren Datenquellen mit flächendeckenden Satellitenaufnahmen kombiniert werden. Dadurch entstehen vollkommen neue, innovative Anwendungen für den Umwelt- und Klimaschutz, zum Beispiel das Monitoring von Überflutungsschäden, direkt am EODC – ich gratuliere dem EODC zu seinem Pioniergeist und dem Mut digitale Anwendungen immer weiter voranzutreiben.”
FFG-Geschäftsführerin Karin Tausz:
Die Gründung des EODC wurde im Rahmen der Erarbeitung der österreichischen Weltraumstrategie erstmals diskutiert. Durch die aktive Vernetzung österreichischer Akteure im Bereich der Erdbeobachtung mit der Europäischen Weltraumorganisation ESA spielte die Österreichische Forschungsförderungsgesellschaft FFG, gemeinsam mit der Agentur für Luft- und Raumfahrt, eine entscheidende Rolle bei der Entstehung. “Mit der Förderung des Projekts ‘Prepare4EODC’ im österreichischen Weltraumprogramm ASAP wurde der Aufbau des EODC ermöglicht. Durch zusätzliche Projektförderungen und die Unterstützung bei der Vernetzung zwischen EODC, ESA und der Europäischen Kommission (Copernicus Unit) konnte die Weiterentwicklung vorangetrieben werden. Wir gratulieren zur 10-jährigen Erfolgsgeschichte.”
Weitere Informationen: https://eodc.eu/