Second Hand als Bautrend — zirkuläres Bauen mit Holz

Beim Dialog Holzbau 2024 von proHolz OÖ und Landesinnung Holzbau OÖ in der Kepler Hall der JKU stand das Thema kreislaufgerechtes Bauen mit Holz im Mittelpunkt

Die Bauwirtschaft hat einen erheblichen Einfluss auf unsere Umwelt. Nach Angaben der Vereinten Nationen ist sie für etwa 40 Prozent der CO2-Emissionen und für mehr als die Hälfte des weltweiten Ressourcenverbrauchs verantwortlich. Um diese negativen Auswirkungen zu reduzieren, ist der möglichst lange Verbleib von Baustoffen im Stoffkreislauf und der Einsatz erneuerbarer Rohstoffe ein zentraler Lösungsansatz. Erhalten, wiederverwenden, verwerten — Konzepte für Wiederverwendung und Recycling von Materialien, Bauteilen oder gar ganzen Gebäuden prägen aktuell den Diskurs in Forschung und Architektur.

In seinem Vortag beim Dialog Holzbau 2024 von proHolz OÖ und Landesinnung Holzbau OÖ unterstrich Prof. Michael Braungart, einer der Erfinder des Cradle-to-Cradle-Prinzips und wissenschaftlicher Geschäftsführer des internationalen Umweltforschungs- und Beratungsinstituts EPEA, dass es nicht reiche, nur Klimaneutralität anzustreben. Um die Bedürfnisse einer steigenden Weltbevölkerung zu erfüllen, seien wir zu viele. Laut Braungart müsse es gelingen, dass wir mit unserem Handeln und dem, was wir produzieren, einen positiven Beitrag für die Umwelt leisten. Um die großen anstehenden Herausforderungen nicht nur in puncto Klimakrise zu meistern, ist mehr Effektivität gefragt. Eine reine Effizienzsteigerung würde nur bewirken, dass wir weniger kaputt machen.

Andrea Kessler, Initiatorin der re:store-Plattform und Gründerin der materialnomaden, legt in ihren Arbeiten großen Wert auf das Potenzial vorhandener Bauteile und Materialien. In ihrem Impulsvortrag stellte sie ihr aktuelles Projekt LENA vor. In Stadl-Paura entsteht derzeit ein Musterbeispiel für ressourceneffizientes und kreislauffähiges Bauen. Dass es sich dabei um die Sanierung und Nachverdichtung eines Siedlerhauses aus der 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts handelt, ist nur konsequent.

Bauen ohne Abfall
Welche Chancen zirkuläres Bauen mit Holz bietet, wurde in einer hochkarätigen Podiumsdiskussion vor mehr als 250 Gäste besprochen. Gemeinde-Landesrat Michael Lindner betonte, dass die Schaffung von gesunden Räumen bei Gebäuden für die Kinderbetreuung besonders große Bedeutung hätte. Holz und kreislauffähiges Bauen wäre bei Errichtung von Kindergärten, Krabbelstuben oder Schulen naheliegend. Holzbaumeisterin Viktoria Hurth gab zu bedenken, dass Kreislauffähigkeit in den derzeitigen Regelwerken noch kaum berücksichtigt wird. Für ausführende Unternehmen ist es deshalb schwer, innovative Konzepte am Markt umzusetzen. Der Holzbau könnte aber eine Vorreiterrolle einnehmen.

Der hohe Vorfertigungsgrad und die Elementbauweise bieten beste Voraussetzungen, ganze Bauelemente und Bauteile im Sinne einer Kreislaufwirtschaft wiederverwertbar zu gestalten. Als nachwachsendes Material kann Holz nach mehreren Nutzungsphasen am Ende einer langen Lebensdauer wieder Teil des biologischen Kreislaufes werden. Die Kohlenstoffbindung des Holzes bietet einen enormen Mehrwert bei Klimaschutz und CO2-Reduktion. Ganz allgemein wächst das Bewusstsein und das Interesse an zirkulärem Bauen in Politik, Bauwirtschaft und Bevölkerung. Zudem laufen aktuell zahlreiche Forschungs- und Entwicklungsprojekte zum kreislauffähigen Bauen mit Holz.

Über den Autor

Dr. Rainer Hilbrand
Medieninhaber u. Geschäftsführer

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