Mission: Naturschutz

Naturbelassene Bergwiesen als lebenswichtiger Lebensraum sind in Österreich vom Aussterben bedroht. Um dieses wichtige Kulturgut zu erhalten, helfen junge Freiwillige unter Leitung des Vereins „Bergwiesn“ in Molln im August zwei Wochen lang bei der artengerechten Bewirtschaftung mit.

Molln, Oberösterreich – Die Sonne brennt vom Himmel auf die Bergwiese herunter, doch es weht ein kühler Wind. Acht junge Menschen arbeiten konzentriert schweigend nebeneinander. Außer dem metallischen Schaben der Heugabeln über den Boden und dem knisternden Rascheln des trockenen Heus ist nichts zu hören. Das ist ein Tag beim Projekt „Bergwiesn heign“.

Insgesamt 14 junge Erwachsene aus ganz Österreich und Deutschland kommen für zwei Wochen zusammen, um ihren Beitrag zum Erhalt der Biodiversität zu leisten. Vom 10.08.-24.08.2025 findet zum 8. Mal in Folge in der Nationalpark-Gemeinde Molln in den Kalkalpen die Umweltbaustelle „Bergwiesn heign“ des Österreichischen Alpenvereins statt. Geleitet wird diese Umweltbaustelle vom Kulturlandschaftserhaltungsverein „Bergwiesn“, der dieses Jahr sein zehnjähriges Bestehen feiert.

Die Arbeit für die Freiwilligen gestaltet sich vielseitig: Vom Entfernen von Disteln mit einer Sense (= „schwenden“) bis zum Abräumen von getrocknetem Heu auf gemähten Wiesen (= „heign“). „Für mich ist es einfach erfüllend, der Natur etwas zurückzugeben. Beim Bergwiesen Heign habe ich das Gefühl ein Stück Teil der Natur zu sein. Die Alltagsprobleme werden plötzlich ganz klein“, erklärt Magdalena, eine 23jährige Freiwillige aus Wien.

Doch warum wird diese Arbeit überhaupt geleistet? „Im Zeichen des Naturschutzes ist es besonders wichtig, artenreiche Gebiete wie Bergwiesen zu erhalten und zu renaturieren, wo immer es möglich ist. Diese Feuchtgebiete tragen einen großen Teil zur Speicherung von CO2 bei“, so Franz Maier, Präsident des Umweltdachverbandes. Weiters führt er aus, dass auf naturbelassenen Wiesen bereits auf 1.000 m2 über 120 verschiedene Pflanzenarten wachsen können. Zum Vergleich: Auf intensiv bewirtschafteten Äckern wachsen auf derselben Flächengröße maximal 15 verschiedene Arten.

Naturbelassene, extensiv bewirtschaftete Bergwiesen an Steilhängen gelten inzwischen auch in Österreich als eine Seltenheit. Klaus Schrefler, selbstständiger Biologe aus Graz und Teil der Stiftung „Blühendes Österreich“ erklärt: „Würde man die Wiesen nicht mehr bewirtschaften, dann würden sie zuwachsen. Dadurch ginge die Biodiversität auf lange Sicht um ein Vielfaches zurück. Dabei ist vor allem die traditionelle Bewirtschaftung oberste Priorität – durch Überbewirtschaftung und den Einsatz von Dünger zerstören kommerzielle Landwirtschaften wichtige Lebensräume.“

Allerdings gilt es durch den benötigten hohen Kraft- und Zeitaufwand als unwirtschaftlich, naturbelassene Bergwiesen händisch zu pflegen, weshalb dieser wichtige Naturraum auszusterben

droht. Aus diesem Grund wurde im Jahr 2015 der Verein „Bergwiesn“ gegründet, der sich jährlich um steile Bergwiesen im oberösterreichischen Molln im Raum des Nationalparks Kalkalpen kümmert. Christian Hatzenbichler, der Obmann des Vereins, zeigt sich erfreut über die Fortschritte der letzten Jahre: „Im Gegensatz zum ‚Waldsterben‘ ist das Thema ‚Wiesensterben‘ in Österreich wenig populär, weshalb sich auch niemand darum kümmert. Zumindest in Molln ist es uns in den letzten Jahren gelungen, diesbezüglich eine Trendwende zu bewirken“. Auch Eva-Maria Schaubmair, die seit Jahren die Umweltbaustellen leitet, ist begeistert: „Vor zehn Jahren haben wir mit 4 Hektar Wiese angefangen. Inzwischen ist die zurückgewonnene Artenvielfalt bereits mit bloßem Auge zu erkennen!“ Heute bewirtschaftet und renaturiert der Verein über 110 Hektar Wiesenfläche.

Die Biologen Franz Maier und Klaus Schrefler sind sich einig, dass jeder und jede einen Beitrag zum Naturschutz leisten kann. Dazu müssten niederschwellige Möglichkeiten für Menschen jeden Alters geschaffen werden, um in der Natur zu arbeiten. „Durch das eigene Erleben erzielt man immer die größten Eindrücke. In unseren Kindergärten ist es beispielweise verpflichtend, einmal in der Woche einen Tag in der Natur zu verbringen“, so Ulrike Brunner, Vizebürgermeisterin von Molln.

„Mit dem Naturschutz ist es wie in einem Fischernetz: Mit einem Loch im Netz kann man noch gut Fische fangen, doch mit mehr und mehr Löchern geht einfach nichts mehr“, illustriert Klaus Schrefler. Sein Kollege Franz Maier stimmt dem zu: „Uns wird sozusagen schleichend der Teppich unter den Füßen weggezogen.“

Umweltbaustellen

Die Umweltbaustellen, mittlerweile schon ein “Markenzeichen“, werden seit 1986 von der Österreichischen Alpenvereinsjugend organisiert und durchgeführt. Junge Leute zwischen 16 und 30 Jahren arbeiten eine Woche lang unentgeltlich, gegen Kost und Logis, für die Natur in den Arbeitsfeldern Bergbauern und Almwirtschaft, Erosionsschutz und Renaturierungen, Nationalparks und Schutzgebiete, Wasser, Bergwald und Wege. Aber auch der Spaß soll nicht zu kurz kommen: Ein Freizeitangebot und jede Menge gemeinsame Freizeitaktivitäten werden ergänzend angeboten. Geleitet und organisiert werden die Umweltbaustellen von erfahrenen Teams.

Über den Autor

Markus Raich
Medieninhaber u. Geschäftsführer

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