In der Winterzeit kann es zu häufigeren Sichtungen von Wölfen kommen, auch in Siedlungsnähe. Warum das ganz normal ist, und wie man sich bei einer Begegnung mit dem Wolf verhalten sollte, darüber informiert der Naturschutzbund und fordert einen wissensbasierten Umgang mit dem Wildtier.

Wölfe gehen Menschen aus dem Weg, nicht aber menschlicher Infrastruktur.

Das Poster “Ich habe einen Wolf gesehen!” (r.) liefert eine Übersicht über das richtige Verhalten in Regionen mit Wolfspräsenz. Es wurde von Expert*innen im Rahmen des Projektes LIFE WolfAlps EU erstellt.
© Pixabay, LIFE WolfAlps EU
Wölfe sind sehr anpassungsfähige Tiere, was ihnen ein Überleben bei unterschiedlichsten Lebensbedingungen und sich verändernden Umweltbedingungen ermöglicht. So können sie sich auch problemlos in der vom Menschen besiedelten Kulturlandschaft niederlassen – wie viele andere Wildtiere auch. Wolfsterritorien sind sehr groß (100-350 km2): Aus diesem Grund liegen bei uns immer auch Siedlungen darin, die Wölfe überwiegend nachts, manchmal auch tagsüber streifen können. „Allein daraus lässt sich für uns Menschen keine Gefahr ableiten“, erklärt Lucas Ende, Artenschutzkoordinator beim Naturschutzbund. „Pauschale Distanzangaben zu Häusern, die in manchen Landesverordnungen einen Wolf automatisch als Risiko einstufen, verunsichern die Bevölkerung unnötig.“
Wölfe folgen Beutetieren im Winter in tiefere Lagen
Vor allem im Winter kann es gehäuft zu Sichtungen kommen: Das kann unter anderem daher rühren, dass der Berufsverkehr im Winter zur Dämmerungszeit aktiv ist – und damit in der Zeit, in der Wölfe bevorzugt unterwegs sind. Die meisten Sichtungen erfolgen aus Fahrzeugen. Zudem sind Wildsichtungen allgemein aufgrund des fehlenden Laubs wahrscheinlicher. Bei Wölfen, die durch Siedlungen laufen, handelt es sich oft um Einzelwölfe, die auf ihrer Abwanderung Siedlungsgebiete durchqueren müssen. Es können aber auch standorttreue Wölfe sein, die ihrer Beute in tiefere Lagen und damit in Siedlungsnähe folgen. „Der Naturschutzbund fordert daher von den Ländern, das Verhalten von einzelnen Wölfen (in Siedlungsnähe) stets wissensbasiert einzuordnen“, so Ende.
Wölfe niemals anfüttern
Die bloße Präsenz eines Wolfs in der Nähe von Siedlungen ist weder neu noch automatisch bedenklich. Zeigt sich ein Wolf jedoch wiederholt vertraut, nähert sich Menschen aktiv oder sucht gezielt Siedlungen auf, ist dies unbedingt der zuständigen Bezirksverwaltungsbehörde zu melden. In der Regel bedingt erst das Vorhandensein von Anreizen wie z.B. Futter oder auch potenzielle Konkurrenz (Hunde) die Annäherung an den Menschen. „Wölfe stellen für Menschen in Mitteleuropa in der Regel keine Gefahr dar. Wichtig ist, dass Wölfe nicht gezielt angefüttert werden, um Gewöhnungseffekte an den Menschen zu vermeiden“, betont Ende.
Richtiges Verhalten bei der Begegnung mit einem Wolf
Bei direkten Begegnungen mit einem Wolf empfiehlt der Naturschutzbund, das Tier in Ruhe zu beobachten und ihm genug Raum zu lassen, damit es sich zurückziehen kann. Sollte man sich unwohl fühlen, kann man sich aufrichten und sich groß machen. Lautes, energisches Rufen oder Klatschen kann den Wolf vertreiben. Wenn die Möglichkeit besteht, kann es sinnvoll sein aus der Distanz Fotos zu machen, bevor man sich langsam zurückzuzieht und die Beobachtung der zuständigen Bezirksverwaltungsbehörde meldet. „Laufen oder fahren Sie einem Wolf nicht hinterher und versuchen Sie niemals, ihn anzulocken oder zu füttern. Wenn Sie mit Ihrem Hund in einem Wolfsgebiet unterwegs sind, führen Sie diesen an der Leine. Begegnen Sie einem Wolf, kann es sein, dass sich dieser erst einmal für den Hund interessiert. Die Anwesenheit eines Menschen führt in den allermeisten Fällen dazu, dass der Wolf schließlich abdreht und sich entfernt“, sagt Ende.









