Die Folgen des Versorgungsmangels im Gesundheitssystem unseres Bundeslandes erlebte ein 58-Jähriger aus dem Bezirk Wels am eigenen Leib. Bei drei Allgemeinmediziner:innen in seiner näheren Umgebung wurde er abgewiesen, weil keine neuen Patient:innen aufgenommen werden. Erst beim vierten von ihm kontaktierten Arzt erhielt der Mann, der eine echte Grippe hatte, eine positive Antwort. Allerdings musste er zu diesem Mediziner eine gute halbe Stunde mit dem Auto fahren.
Ernst K. ist 58. Er war in seinem ganzen Leben nie ernsthaft krank. Eine Arztpraxis kannte er nur von außen. Als er Anfang März hohes Fieber bekam, dazu Schüttelfrost und Gliederschmerzen, wollte der Mann aus dem Bezirk Wels eine:n Algemeinmediziner:in kontaktieren, um sich von ihr/ihm untersuchen zu lassen. Das war alles andere als leicht. Neue Patient:innen werden nicht genommen, hörte er bei den ersten drei Anrufen als Antwort. Erst beim vierten von ihm kontaktierten Arzt wurde ihm mitgeteilt, dass er in die Praxis kommen könne, die rund 30 Kilometer von seinem Wohnort entfernt liegt.
So wie Ernst K. geht es vielen anderen Patient:innen in Oberösterreich. Auch wenn mit den Primärversorgungszentren ein gutes Konzept ins Leben gerufen wurde und seit Jahresbeginn einige offene Arztstellen nachbesetzt wurden, waren im April immer noch 47 Arztstellen in unserem Bundesland nicht besetzt. 31 davon betreffen Allgemeinmediziner:innen. „Das ist ein inakzeptabler Zustand“, sagt AK-Präsident Andreas Stangl. Die Arbeitnehmer:innen zahlen in die soziale Krankenversicherung ein und sollen sich auch auf eine adäquate Versorgung verlassen können. „Da geht es nicht nur um die medizinische Versorgung, sondern auch um rechtliche Themen in Zusammenhang mit der Krankschreibung“, ergänzt der AK-Präsident.