Vortrag über Gletscherschmelze machte betroffen, aber zeigte lokales Interesse auf
Am 15.5.2025 wurde im Festsaal in Goisern über das „Ewige Eis“ gesprochen. Dass der Begriff nicht mehr aktuell ist, das ist allen, die sich mit dem Thema beschäftigen, klar. Der Film „Requiem in Weiß“ des Tiroler Filmemachers Harry Putz rüttelte aber wirklich auf. Auf neutrale Art zeigten eindrückliche Bilder und Fach-Interviews aus dem ganzen Alpenbogen, wie schlecht es um die Gletscher steht. Die Nutzung durch den Gletscher-Skilaufs tut ihr Übriges, um das Ende der Gletscher einzuläuten.
Harry Putz zur Botschaft des Films:
Wir müssen erkennen, dass etwas unwiederbringlich verloren geht! Mehr noch: Dass sich etwas verändert – aber wir als Menschheit noch keine Ahnung haben, was durch diese Erderwärmung und den Klimawandel wirklich auf uns zukommt. Die Gletscher sind jedenfalls nur ein Anzeichen der Veränderungen. Ich will einfach dazu beitragen, dass die Empathie für unsere Natur mehr gefördert wird.
Was passiert an den Dachsteingletschern und welche Folgen sind zu erwarten?
Das Staunen und die Betroffenheit über die Situation in den Alpen wurde nach dem Film für eine vielseitige Diskussion mit Fachleuten, moderiert vom Organisator des Abends Karl Posch, über den Zustand der Dachsteingletscher genutzt. Die noch verbliebenen 5 Gletscher am Salzkammergut „Hausberg“ sind ebenfalls massiv unter Druck. Die zuletzt niederschlags- und vor allem schneearmen Winter verstärken das Problem in ungeahntem Maße. Meteorologe und Gletscherforscher Klaus Reingruber ist anerkannter Experte für die Dachsteingletscher. Er führte anschaulich aus, wie sich die Situation über die letzten Jahrzehnte geändert hat und dass wir auf ein endgültiges Abschmelzen des Eises am Dachstein zusteuern.
Für den Alpenverein Salzkammergut berichtete Nadine Guggenberger über die wachsenden Aufgaben für die alpinen Vereine und die Problematik der Wegeerhaltung bei der derzeitigen Geschwindigkeit der chmelze. Von Hüttenwirten und Bergführern aus der Region wurde diese Tatsache mit Wortmeldungen aus der Praxis bekräftigt.
Wie das seit 1997 ans Salzkammergut verliehene Welterbe mit dem Thema betroffen ist, erläuterte der Geschäftsführer des in Hallstatt angesiedelten Welterbemanagements Bernd Paulowitz.
Wenngleich wohl kein direkter Einfluss seitens UNESCO zu erwarten ist, wird das Verschwinden des Eises zweifellos indirekte Auswirkung auf die Kulturlandschaft haben.
Das die Veränderungen keineswegs nur regionale Auswirkungen haben, daran erinnerte KLAR Managerin Alexandra Mayr. Was im Salzkammergut klimatisch nicht nur negative Auswirkungen hat – es erwarten uns mildere Temperaturen – ist durch den Anstieg des Meeresspiegels und veränderte Wettersituationen anderswo möglicherweise dramatisch.
Der Geschäftsführer des TVB Inneres Salzkammergut Christian Schirlbauer ist sich der Verantwortung bewusst, die die Tourismuswirtschaft trägt. Die Antwort dieses wichtigen Wirtschaftszweiges auf die kommenden Herausforderungen kann und muss eine Veränderung der touristischen Herangehensweise sein, brachte Schirlbauer ein.
Spannend war der Kommentar des Wasserwirtschaftsexperten der OÖ Landesregierung Peter Kickinger über die geänderten Herausforderungen. Es werden im Salzkammergut vielmehr die zu erwartenden Extremwetter-Ereignisse sein, die uns betreffen als die Wasserarmut, denn gegenüber Ostösterreich scheinen wir hier regional im Vorteil zu sein.
Der Hydrogeologe der OÖ Landesregierung Harald Wimmer beruhigte ebenfalls. Die großen Probleme, die durch die Auflösung des Permafrostes in den Hauptalpen entstehen, werden lokale gravitative Gefahren wie Steinschlag vermutlich nur in geringem Maß verstärken. Die Wasserversorgung an exponierten Stellen wie Alpinen Hütten wird wohl eher zum Problem.
Im Anschluss an die Statements der Experten entstand eine angeregte und vielseitige Diskussion von nunmehr aus dem Eis auftauchenden Blindgängern aus früheren militärischen Einsätzen bis zur Veränderung der Schwierigkeiten bei alpinen Wanderungen. Als Resümee der Veranstaltung ist die Unveränderlichkeit der Gletscherschmelze zwar klar, aber die interessierten Kommentare aus dem Publikum bestätigten, dass die Salzkammergütler „ihre“ Gletscher positiv im Auge haben.
© Berni Kraft


