Angesichts der vielfältigen Herausforderungen mit denen Führungskräfte aktuell konfrontiert sind, ist eine gute Ausbildung unverzichtbar. Ein speziell auf die Entwicklung von Nachwuchsführungskräften fokussiertes Programm wird vom Land OÖ nicht angeboten. Der LRH merkt an, dass die dezidierte Führungskräfteausbildung spät einsetzt und nicht von allen genutzt wird. Es zeigt sich zudem, dass es insgesamt nur wenige landesinterne Bewerber:innen für Führungsfunktionen gab. Das Land OÖ sollte den Fokus daher auf die Entwicklung des Nachwuchses an Führungskräften legen.
Die aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen sowie der technologische und demographische Wandel stellen Führungskräfte vor zusätzliche Herausforderungen. Wichtig ist daher, dass die Landesverwaltung über kompetente, gut ausgebildete, resiliente und vielseitige Führungskräfte verfügt. Ein Baustein dazu ist eine effektive Entwicklung des Führungskräftenachwuchses. „Durch eine solche Ausbildung sollen Landesbedienstete mit entsprechender Qualifikation motiviert werden, sich um Führungspositionen in der Landesverwaltung zu bewerben“, führt LRH-Direktor Mag. Rudolf Hoscher aus.
Ein Schritt auf diesem Weg ist das Identifizieren und Entwickeln von Mitarbeiter:innen mit besonderen Führungstalenten durch die jeweiligen Führungskräfte. Die Abteilung Personal steht den Dienststellen beratend zur Seite und stellt Fortbildungsprogramme zur Verfügung. Ein speziell auf die Entwicklung von Nachwuchsführungskräften fokussiertes Programm wird nicht angeboten; bei Bedarf ist jedoch eine Teilnahme an landesinternen Seminaren zu Führungsthemen für Mitarbeiter:innen ohne Führungsfunktion möglich.
Jährlich wird ein Potentialträgerlehrgang mit 16 Plätzen angeboten. Dieser ermöglicht Mitarbeiter:innen, die mittelfristig eine Schlüsselfunktion anstreben, eine Standortbestimmung hinsichtlich ihrer vorhandenen Kompetenzen und Entwicklungspotentiale. 43 Prozent der seit 2019 bestellten Führungskräfte beim Amt der Oö. Landesregierung und rund 21 Prozent auf den Bezirkshauptmannschaften haben den Lehrgang absolviert. Bei knapp einem Drittel besteht ein enger zeitlicher Zusammenhang zwischen dem Besuch des Lehrgangs und der Übernahme einer Führungsfunktion. Bis zu einem gewissen Grad übernimmt der Potentialträgerlehrgang somit die Rolle eines Entwicklungsinstruments für Nachwuchsführungskräfte. „Im Landesdienst steht eine hohe Anzahl an Nachbesetzungen an; wir empfehlen daher, den Potentialträgerlehrgang klarer zu profilieren“, sagt der LRH-Direktor.
Die Ausbildung der Führungskräfte im Land OÖ setzt strukturiert erst mit Übernahme der Führungsfunktion ein. Ab diesem Zeitpunkt stehen unterschiedliche Instrumente, wie beispielsweise Führungskräftelehrgänge oder Führungspatenschaften, bereit. 48 Prozent der in den letzten Jahren bestellten Führungskräfte im Amt der Oö. Landesregierung und knapp 36 Prozent auf den Bezirkshauptmannschaften absolvierten nach Übernahme ihrer Führungsfunktion einen vom Land angebotenen Lehrgang. Die aktuell laufende Neugestaltung der Führungskräfteausbildung sollte genutzt werden, um zu analysieren, warum dieses Angebot nicht umfassender aufgegriffen wird.
„In unserer Prüfung haben wir gesehen, dass bei Nachbesetzungen, die auch für externe Bewerber:innen offen waren, mehrheitlich interne Bewerber:innen ausgewählt wurden, obwohl es insgesamt nur wenige landesinterne Bewerbungen gab“, führt der LRH- Direktor aus. Das Land sollte mehr Bedienstete zur Übernahme einer Leitungsfunktion motivieren, indem es bei der Einschätzung der eigenen Managementqualitäten unterstützt und klar kommuniziert, welche Erwartungen mit der Übernahme einer Führungsfunktion verbunden sind.
Landesbedienstete mit entsprechenden Potentialen sollten auf zukünftige Führungspositionen vorbereitet werden, indem ihnen auch standardisierte Möglichkeiten zum Aufbau von Führungskompetenzen aufgezeigt werden. „Seminarreihen, deren Besuch mit der Erlangung eines Zertifikates verbunden wäre, wären eine Möglichkeit, diese Ziele voranzutreiben“, skizziert Hoscher ein Beispiel. Für angehende Top-Führungskräfte wäre darüber hinaus ein spezielles Entwicklungsprogramm anzudenken.