WKO Bezirksstellen appellieren an die Vernunft der ÖBB
Als völlig unverständlich und gegen jede Vernunft bezeichnen die Obleute der Wirtschaftskammer Bezirksstellen die Ankündigung der ÖBB, den Betrieb der Almtal-, Mühlkreis- und Hausruckbahn eventuell einzustellen und durch Busse zu ersetzen. Für die Bezirke und die zahlreichen Betriebe in den betroffenen Regionen mit deren Mitarbeitern sind die Regionalbahnen eine wichtige Ader in den Zentralraum. „Und in Zeiten, wo alle von Nachhaltigkeit sprechen, soll der Verkehr also wieder auf die Straße verlegt werden, wo es in vielen Gegenden ohnehin täglich zu Staus kommt, ist das ein richtiges nachhaltiges Zeichen?“, fragen die Bezirksstellen-Obleute und hoffen für alle Betroffenen, dass hier noch nicht das letzte Wort gesprochen ist und dass es anstatt der angedachten Einstellungen zu weiteren Attraktivierungen dieser Lokalbahnen kommt.
Almtalbahn:
„Die beabsichtigte Einstellung der Almtalbahn ist ein fatales Signal für die gesamte Wirtschaftsregion Wels und Wels-Land. Gerade für Pendler würde das ,Aus‘ massive Einschränkungen und Mehrbelastungen bedeuten. Nicht zu vergessen ist die Rolle der Almtalbahn als Zubringer für die Besucher der Messe Wels. Darüber hinaus ist die Almtalbahn ein bedeutender Faktor für den Freizeitverkehr ins und aus dem Almtal, sowohl ökologisch als auch touristisch. Völlig unverständlich ist zudem, dass erst kürzlich beträchtliche öffentliche Investitionen in die Infrastruktur der Strecke geflossen sind. Wer jetzt stilllegt, handelt kurzsichtig und verantwortungslos“, sind sich Alexander Huber, Obmann der WKO Wels-Land, und Franz Edlbauer, Obmann der WKO Wels-Stadt, einig.
Erst vor Kurzem wurde die Almtalbahn in vielen Bereichen inklusive einiger Stationen mit Investitionen in der Höhe von mehreren Millionen Euro saniert, der Welser Lokalbahnhof sogar völlig neu errichtet, der Bahnsteig neu gebaut und modernisiert, weitere Investitionen sind auch schon geplant. „Gerade deshalb ist diese Ankündigung jetzt aus unserer Sicht völlig unverständlich und spricht gegen jedes wirtschaftliche und sparsame Denken. Gerade für die Bevölkerung aus unseren beiden Bezirken ist die Almtalbahn nicht nur für die Berufspendler und Schüler, etwa für jene, die täglich zur HTL nach Wels fahren, das ideale und unverzichtbare umweltfreundliche Verkehrsmittel in den oberösterreichischen Zentralraum nach Wels und von dort in die anderen Richtungen“, so Martin Ettinger, Obmann der WKO Gmunden, und Klaus Aitzetmüller, Obmann der WKO Kirchdorf. „Die Pendler aus den Gemeinden Pettenbach und Ried schätzen diese Art des Pendelns besonders“, so Aizetmüller. „Die Almtalbahn ist aber auch ein bedeutender Zubringer für Radtouristen und Tagesausflügler. Viele Gäste nutzen bewusst die Kombination aus Zug und Fahrrad, um das Almtal umweltfreundlich und stressfrei zu erkunden. Damit ist die Bahn ein zentraler Baustein unseres nachhaltigen Tourismuskonzepts. Eine Einstellung der Strecke würde nicht nur Einheimische hart treffen, sondern auch den Freizeit- und Erholungswert unserer Region massiv beeinträchtigen“, ergänzt Ettinger.
Mühlkreisbahn:
„Die Mühlkreisbahn sichert die Erreichbarkeit unserer Region für Fachkräfte, Kunden und Touristen und ist damit ein zentraler Standortfaktor für die regionale Wirtschaft. Eine Einstellung würde die Betriebe schwächen, Arbeitsplätze gefährden und die Wettbewerbsfähigkeit des Bezirks Rohrbach massiv beeinträchtigen. Darüber hinaus stärkt die Bahn den Tourismus sowie die kulturelle und soziale Teilhabe im ländlichen Raum. Wird die Mühlkreisbahn stillgelegt, bedeutet das einen herben Rückschlag für Lebensqualität und Zukunftsperspektiven im Bezirk“, ist Andreas Höllinger, Obmann der WKO Rohrbach, überzeugt.
„Die Einstellung der Mühlkreisbahn würde eine erhebliche Beeinträchtigung für die gesamte Region sowie die Wirtschaft entlang der B127 bedeuten. Besonders die Strecke zwischen Urfahr und dem Bahnhof Rottenegg wird täglich stark frequentiert, nicht nur von Pendlern, sondern auch von Schülern und Studierenden. Eine Stilllegung dieser Bahnverbindung würde unweigerlich zu einer Verlagerung des Verkehrs auf die ohnehin stark belastete und staugefährdete Rohrbacher Bundesstraße führen. Dies hätte vor allem in den Morgenstunden gravierende Folgen. Der Werk- und Lieferverkehr unserer Betriebe in Richtung Linz würde deutlich erschwert, was zu Zeitverzögerungen, höheren Transportkosten und letztlich auch zu einer Schwächung des Wirtschaftsstandorts führen kann“, gibt Sabine Lindorfer, Obfrau der WKO Urfahr-Umgebung zu bedenken.
Hausruckbahn:
„Gerade die Straßen im Hausruckgebiet sind alles andere als dafür geeignet, noch mehr Verkehr aufzunehmen. Gerade deshalb ist die Hausruckbahn auch eine wichtige Verbindung für die Pendler, um in den Zentralraum zur Arbeit zu kommen und die ohnehin heillos überlasteten Bahnhöfe Attnang-Puchheim und Vöcklabruck nicht in Richtung Kollaps zu führen. Die ÖBB dürfen nicht nur nach Fahrgastzahlen rechnen, sie müssen die Wirtschaftskraft unserer Region sehen und sowohl den Schaden für die Arbeitnehmer als auch für die Betriebe mit kalkulieren“, betont Stephan Preishuber, Obmann der WKO Vöcklabruck.
„Die Innkreisbahn und die Hausruckbahn sind essenzielle Verkehrsadern für Ried im Innkreis und die gesamte Region. Ihr Erhalt und Ausbau sind entscheidend für eine nachhaltige Wirtschaftsentwicklung, den Pendlerverkehr und den regionalen Handel. Eine moderne, zuverlässige Bahnverbindung stärkt Unternehmen, sichert Arbeitsplätze und erhöht die Attraktivität des Standorts. Zudem fördert sie den Tourismus und entlastet die Straßen. Die geplante Elektrifizierung der Innkreisbahn bis 2029 ist ein wichtiger Schritt in Richtung Zukunft. Politik und Wirtschaft müssen gemeinsam daran arbeiten, dieses Potenzial voll auszuschöpfen. Ein leistungsfähiger Bahnverkehr ist nicht nur eine Frage der Infrastruktur, sondern auch ein Motor für Wachstum und Wohlstand“, sagt Josef Heißbauer Obmann der WKO Ried.
„Schienengebundener öffentlicher Verkehr ist Rückgrat und Zukunftsmotor für eine nachhaltige Mobilität im ländlichen Raum. Bahnverbindungen bieten klare Vorteile. Sie sind verlässlich, umweltfreundlich, haben hohe Transportkapazitäten und sind für viele Pendler die schnellste Verbindung in die Zentren. Gerade für Regionen abseits der Ballungsräume ist eine gute Anbindung an das Bahnnetz ein entscheidender Standortfaktor, für Arbeitnehmer, Betriebe und Lehrlinge gleichermaßen. Wer auf Bus statt Bahn setzt, riskiert nicht nur Komfort- und Zeitverluste, sondern auch eine schleichende Abwertung der betroffenen Regionen. Daher braucht es jetzt keine Rückschritte, sondern Investitionen in moderne, leistungsfähige Schieneninfrastruktur. Nur so schaffen wir echte Perspektiven für gleichwertige Lebensverhältnisse in Stadt und Land und stärken gleichzeitig die Wettbewerbsfähigkeit des ländlichen Raums“, fordert Florian Grünberger, Obmann der WKO Schärding.