Ein breites Spektrum an Gedichtetem, Geschriebenem, Formuliertem, alles mit Goisern-Bezug konnte an einem Nachmittag gehört werden.
“Es ist schlecht, wenn in einem Ort nicht mehr erzählt wird”, meinte Marion Wisinger, “wie dieser Nachmittag zeigt, habe ich diese Befürchtung aber nicht.” Sie war eine von acht Autorinnen und Autoren bzw. Vorleserinnen und Vorlesern, die die Einladung von Herbert Steinbauer angenommen haben, anlässlich des Weltlesetages einen literarischen Nachmittag im HandWerkHaus zu gestalten. “Goisern schreibt und liest”, war das Motto – dem leider nur sehr vereinzelte Zuhörer gefolgt sind. Der Freitag-Nachmittag hat jedenfalls mehr hergegeben, als der Publikumszuspruch vermuten lässt. Es war ein buntes und schillerndes Goiserer Autoren Kaleidoskop, das mit Herbert Ellmers realistischen und knorrig – griffigen Familien- und Ortsgeschichten begann. Wilfrid Kefer ließ seinen Vater Willi Kefer mit dessen heiteren Mundartgedichten in herzhaftem goiserisch aufleben, während Eva Putz “ein Kontrastprogramm” und Auszüge aus ihrem Roman “Liebe, handgeschrieben” bot: Eine Geschichte über viele, viele Bücher und das Lesen, über Freundschaft und Vertrauen, ein “Briefroman mit Charme und Humor”, dazu nachdenkliche Gedichte zu “Krieg und Frieden”. Der in Wien lebende Franz Kienesberger las aus seinen boshaft-satirischen Kurzgeschichten aus dem Goiserertal, beispielsweise über einen “Fischlaute-Nachahm-Wettbewerb” bei den Gamsjagatagen.
Hannes Savel ließ den legendären Goiserer Christian Pramesberger (“Putzn Christl”) aus seinem langen Leben erzählen, worauf Michael Kurz Franz Kain in seiner einzigartigen Erzählweise zu Gehör brachte, dazu Satirisches von Oskar Blumenthal zu Goisern – Ischl – Bezügen.
Dr. Brigitte Pietsch war 30 Jahre lang Ärztin in Bad Goisern und hat kürzlich den Band “Lyrische Lebensgedanken” herausgebracht. Sie las daraus Naturbetrachtungen, die Seelisches reflektieren und in die Tiefe führen, Biografisches, mit dem Leben Versöhnendes: “Vergesst nicht, dass es immer etwas zu lachen gibt, für eine, die das Leben und das Lachen liebt…” Und schließlich las Marion Wisinger aus eigenen Texten “meine eigene Ortsgeschichte, teils fiktiv, teils wahr.” Die in Wien lebende gestand: “Ich atme in Goisern tiefer!”
Zwischendurch konnte man den kürzlich verstorbenen Sepp Atzmanstorfer mit seinen heiteren Umdichtungen bekannter Musiknummern per (leider nicht erhältlichen) CD hören. Eine musikalische Auflockerung an dem von Worten geprägten Nachmittag, der sich, schon erwähnt, eine breitere, kulturinteressierte Hörerschaft verdient hätte.

Sie lasen für “Goisern schreibt, Goisern liest”, zweiter von rechts, Herbert Steinbauer.
Foto: Savel H.