Mädchen bewerten ihre psychische Gesundheit subjektiv schlechter als Jungen und sind mit ihrem Leben weniger zufrieden. Außerdem empfinden sich 40 Prozent der Mädchen als übergewichtig (Quelle: WHO-HBSC-Survey 2021/22). Selbstwahrnehmung und Körperbild haben in der Pubertät einen starken Einfluss auf psychosoziales Wohlbefinden und Stabilität. Daher ist die Arbeit für ein positives Selbstbild, den Umgang mit und die Akzeptanz von sich selbst und anderen für den oberösterreichischen Gesundheitsdienstleister PROGES ein wesentliches Anliegen in der Gesundheitsförderung von Kindern und Jugendlichen.
Das präventive Workshopangebot „Entzauberung“ wurde vor acht Jahren ins Leben gerufen und beschäftigt sich mit Körperbildern und Schönheitsidealen, Social Media Influencern und Cybermobbing. Die partizipativen Workshops unterstützen und begleiten Mädchen dabei, dem vermittelten Schönheitsideal kritisch und reflektiert zu begegnen. Die Mädchen entwickeln und erlernen Strategien für mehr Selbstsicherheit und tragen so zur Stärkung der eigenen Gesundheit bei.

Foto: Land OÖ/Lina Spenlingwimmer
Der Übergang vom Kindes- bzw. Jugend- ins Erwachsenenalter ist nicht nur von körperlichen, sondern auch von psychosozialen Veränderungen geprägt: Erfahrungen und Erlebnisse mit der Familie, mit Freund*innen, mit Sexualität und Partnerschaft, aber auch gesellschaftliche Erwartungen, Schönheitsideale sowie die Bedeutung von bzw. der Umgang mit sozialen Medien stellen große Herausforderungen dar. „Sich ständig abzugrenzen und in Erinnerung zu rufen, dass es nicht die Realität ist, die auf Social Media gezeigt wird, ist anstrengend und braucht sehr viel Selbstsicherheit. In einer neuen Lebensphase wie der Pubertät ist das eine umso größere Herausforderung“, bekräftigt Mag.a Sonja Scheiblhofer, MSc, Geschäftsfeldleitung Gesundheitsförderung und Prävention bei PROGES. Das Angebot richtet sich an Mädchen zwischen 10 und 15 Jahren und kann im Rahmen von vier Unterrichtseinheiten an Mittelschulen, polytechnischen Schulen und AHS-Unterstufen in Anspruch genommen werden.
Berichte aus der Praxis: Das sagen Workshop-Leitung & TeilnehmerInnen
Susanne Landmann, Sozialpädagogin sowie Lebens- und Sozialberaterin mit Schwerpunkt Sexualpädagogik, hat die Workshops bis Ende 2024 für PROGES umgesetzt. Heuer übergibt sie an Sozialarbeiterin Stefanie Ostermann, BA, die bereits über langjährige Berufspraxis mit Jugendlichen verfügt.
In den Workshops konnten und können die Mädchen ihre Individualität und Einzigartigkeit gut erarbeiten und sich dabei auch ein Stück weit besser kennenlernen. Auch die Erkenntnis, dass es bei der Manipulation in Medien meist darum geht, unser Konsumverhalten und dadurch die Umsätze von Schönheits-, Mode-, Sport- und Ernährungsindustrie zu steigern, ist gut verständlich. Viele TeilnehmerInnen haben selbst schon Erfahrungen mit Ausgrenzung, Mobbing oder Abwertung gemacht und die Workshops bieten ihnen einen sicheren Rahmen, sich auszutauschen und gehört zu werden.
Die Auswertung der Feedbackbögen zum Workshop „Entzauberung“ ergab, dass die TeilnehmerInnen gestärkt in ihren Alltag und ihr gewohntes Umfeld hinausgehen und das Angebot anderen Mädchen weiterempfehlen würden.
Zusätzliches Angebot zu diesem Thema an den oö. Schulen
Gesundheitsförderung ist eines der 8 Unterrichtsprinzipien, die für österreichische Schulen gelten. Die Förderung von Gesundheitskompetenzen als Lebenskompetenzen ist als Bildungs- und Erziehungsauftrag in den Lehrplänen verankert. § 2 SchOG definiert als Aufgabe der Schule, junge Menschen zu gesunden und gesundheitsbewussten Gliedern der Gesellschaft heranzubilden.
• Im Lehrplan für die Sekundarstufe I (BGBl. II Nr. 1/2023 – Ausgegeben am 2. Jänner 2023) wird die Gesundheitsförderung als übergreifenden Thema folgendermaßen beschrieben:
• 3.1 Bedeutung des übergreifenden Themas Schulische Gesundheitsförderung zielt auf einen Prozess ab, Schülerinnen und Schülern ein höheres Ausmaß an Wissen und Selbstbestimmung über ihre Gesundheit zu ermöglichen (Gesundheitskompetenz) und sie damit zur selbstbewussten Stärkung ihrer Gesundheit zu befähigen. (World Health Organisation, Ottawa Charta 1986)
o 3.2 Kompetenzziele am Ende der Sekundarstufe I Die Schülerinnen und Schüler können die Zusammenhänge zwischen Gesundheitsverhalten, Ernährung, Wohlbefinden und Leistungsfähigkeit beschreiben.
Das Thema Schönheit und Schönheitsdruck ist ein fächerübergreifendes Thema, das in verschiedenen Unterrichtsgegenständen wie Bewegung und Sport, Kunst und Gestaltung, Deutsch (Literatur), Psychologie und weiteren behandelt wird.