In Memoriam Johann Georg Ramsauer (Entdecker des Hallstätter Gräberfeldes): Naturhistorisches Museum Wien gedenkt zum 150. Todestag

Das Naturhistorische Museum Wien erinnert zum 150. Todestag von Johann Georg Ramsauer, dem Entdecker des prähistorischen Gräberfeldes in Hallstatt, an sein Lebenswerk und seine herausragenden Beiträge zur Wissenschaft. Ramsauer, geboren am 7. März 1795 in Hallstatt, verstarb am 14. Dezember (bzw. nach anderen Angaben am 1. Jänner) 1874 in Linz und hinterließ ein beeindruckendes Erbe in der Erforschung der zentraleuropäischen Urgeschichte – Hallstatt wurde namengebend für eine prähistorische Epoche in Europa – die Hallstattzeit zwischen 800 und 450 v. Chr.

Der Bergmeister Johann Georg Ramsauer ist vor allem als Entdecker des weltberühmten Hallstätter Gräberfeldes bekannt, in dem er zwischen 1846 und 1863 rund 980 Bestattungen ausgraben ließ. Obwohl kein ausgebildeter Archäologe, trug er im 19. Jahrhundert wesentlich zur Etablierung dieser damals noch jungen Wissenschaft bei. Ihm und seiner umsichtigen Grabungsdokumentation, die er mit seinem späteren Nachfolger Isidor Engl (1832-1918) entwickelte, ist es zu verdanken, dass seine Ausgrabungsergebnisse bis heute überliefert sind und nach wie vor die Grundlage für die Erforschung der älteren Eisenzeit in Mitteleuropa bilden. Jener Zeit, die aufgrund seiner Entdeckungen nach dem kleinen und damals noch unbekannten Ort im Salzkammergut als Hallstattzeit benannt wurde. Eine Kulturepoche, die von ca. 800 bis 450 v. Chr. datiert wird. Es war auch Ramsauer, damals Bergmeister der Salinen in Hallstatt, der 1849 eine erste archäologische Ausgrabung unter Tage im Salzbergwerk durchführen ließ und gezielt Funde aus einer eisenzeitlichen Abbaukammer barg. 

„Johann Georg Ramsauer war ein Pionier der Hallstattforschung, dessen Entdeckungen auch heute noch von großer Bedeutung sind“, bekräftigt Priv.-Doz. Dr. Karina Grömer, Direktorin der Prähistorischen Abteilung am NHM Wien. „Sein Engagement für die Wissenschaft inspiriert bis heute die archäologische Forschung in Hallstatt, die am Naturhistorischen Museum seit Ramsauers Zeiten tief verwurzelt ist. In Kooperation mit den Salinen Austria und den Salzwelten betreibt das NHM Wien eine Außenstelle zur kontinuierlichen Erforschung der Vergangenheit. Nicht nur obertage, wo immer noch Untersuchungen am Gräberfeld stattfinden, sondern auch untertage, in dem seit ca. 7.000 Jahren betriebenen Salzbergwerk – der Grundlage des Wohlstandes der prähistorischen Bevölkerung, der an den reichen Grabausstattungen des Friedhofs deutlich wird“. 

„Moderne Analysemethoden machen es möglich, immer noch neue Erkenntnisse aus den nun bereits vor über 150 Jahren getätigten Funden zu gewinnen“, erklärt Dr. Georg Tiefengraber, Kurator der Sammlung Bronze- und Eisenzeit in der Prähistorischen Abteilung des NHM Wien. „Durch das vom BMKOES und der EU finanzierte Projekt Kulturerbe digital war es erstmals möglich, dass sämtliche Fundstücke aus Ramsauers Ausgrabungen mit höchsten Qualitätsstandards fotografiert und von 250 ausgewählten Objekten digitale 3D-Modelle erstellt wurden. Diese materiellen Quellen des Welterbes Hallstatt werden allen Interessierten online zur Verfügung gestellt, immerhin handelt es sich dabei um über 20.000 Objekte.“  

Das Salzkammergut, das heuer mit der ersten Nennung vor 500 Jahren ein rundes Jubiläum feiert, stand zu jener Zeit unter dem direkten Besitz des Kaiserhauses. Demnach wurden auch die archäologischen Funde von dort dem Kaiser für seine Sammlungen angeboten. Franz Joseph I. und seine Gattin Elisabeth hielten sich in den 1850er Jahren regelmäßig in ihrer Sommerresidenz in Bad Ischl auf, bei welcher Gelegenheit sie zusammen mit Mitgliedern des Hofstaates auch die Entdeckungen Ramsauers auf dem Hallstätter Salzberg besuchten. Als Dank für seine Leistungen und Darbietungen erhielt Ramsauer im Jahr 1855 das Goldene Verdienstkreuz mit der Krone, ebenso die Großherzoglich-Mecklenburgische Große Silberne Medaille für Wissenschaft und Kunst.

Der Bergmann und frühe Urgeschichtsforscher hatte auch ein bewegtes Privatleben: Er war dreimal verheiratet und Vater von insgesamt 22 Kindern. Neben der Anregung aus der Fachwelt ist es wohl seiner umfangreichen Ausbildung im Bergbau und späteren Position als Bergmeister, also „Betriebsleiter“ der Saline in Hallstatt, zu verdanken, dass er nach der zufälligen Aufdeckung der ersten Gräber beim Schotterabbau im November 1846 einen umsichtigen Umgang mit dem aus dem Boden tretenden Fundgut fand. Er verstand zu seiner Zeit bereits, wie noch kaum ein anderer, dass es nicht nur um das gefundene Objekt selbst geht, sondern auch um dessen Lage und Position zu anderen Funden. Bald begann er damit, diese Befunde an Ort und Stelle der Auffindung zeichnen zu lassen und einzumessen. Auch führte er schriftliche Aufzeichnungen über seine Arbeiten und umfangreiche Fundprotokolle.

Digitalisate des Hallstätter Gräberfeldes: https://sketchfab.com/search?q=hallstatt+grave&type=models

Johann Georg Ramsauer; © NHM Wien
Prunkdolch mit vergoldetem Griff und Scheide 
© NHM Wien, Andreas W. Rausch
Repräsentative Zierstücke aus dem Gräberfeld von Hallstatt als Zeichen des Wohlstands der dort Bestatteten mit einem Prunkdolch mit vergoldetem Griff und Scheide 
© NHM Wien

Über den Autor

Dr. Rainer Hilbrand
Medieninhaber u. Geschäftsführer

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