Analyse zum Hochwasserereignis im September liegt vor

Die anhaltenden Regenfälle vom 8. bis 16. September 2024 haben in weiten Teilen Österreichs sowie in den Nachbarstaaten zu großflächigen Hochwasserereignissen geführt. In Oberösterreich waren besonders das südliche Innviertel und das Mühlviertel von extremen Wasserführungen betroffen. Dank bereits bestehender Rückhaltemaßnahmen und Hochwasserschutzanlagen konnten größere Schäden jedoch weitgehend vermieden werden. „Die Wetterlage im vergangenen September war eine Herausforderung, wie wir sie nur alle paar Jahrzehnte erleben. Dennoch hat sich gezeigt, dass die getroffenen Hochwasserschutzmaßnahmen wirken. Es ist unser Auftrag, diesen Schutz für die Bevölkerung weiter auszubauen und zu optimieren”, so Umwelt-Landesrat Stefan Kaineder.

Die meteorologische Situation
Das Hochwasserereignis wurde durch eine sogenannte Vb-Wetterlage (Fünf-B-Wetterlage) ausgelöst, die in der Vergangenheit bereits Hochwasserkatastrophen wie 1991, 2002 und 2013 verursacht hat. Besonders bemerkenswert waren die Regenmengen, die in Teilen Oberösterreichs den 100-jährlichen Bemessungsniederschlag überstiegen.

Regionale Schwerpunkte

  • Mühlviertel: Im Einzugsgebiet der Aist und Feldaist wurden Abflüsse in der Größenordnung eines 30-jährlichen Hochwassers gemessen. In Freistadt führte die Feldaist zu flächigen Überflutungen, während Schutzmaßnahmen wie Auflastschüttungen punktuell Schäden verhinderten. „Die Notwendigkeit zusätzlicher Rückhaltebecken im Oberlauf der Feldaist ist evident. Diese würden nicht nur Freistadt, sondern auch die Unterliegergemeinden nachhaltig schützen”, betonte Kaineder.
  • Innviertel: Auch hier bewährten sich die Schutzanlagen. Besonders beeindruckend war die Leistung des Hochwasserrückhaltebeckens Weng, das beide Hochwasserwellen aufnehmen konnte. Ausgenommen davon waren die Überlastfälle die Hochwasserschutzanlage in Teichstätt.  und das Rückhaltebecken Sonnleiten in der Gemeinde Helpfau-Uttendorf am sogenannten Mauerkirchner Brunnbach.
  • Kremstal: Das neue Rückhaltebecken „RHB Krems Au” bestand seine erste Bewährungsprobe erfolgreich. Durch kontrollierten Rückhalt und Abfluss konnten Schäden in Wartberg und Kremsmünster vermieden werden. Für einen umfassenden Schutz sind noch weitere Maßnahmen in Planung.
  • Salzkammergut: An den oberösterreichischen Seen stiegen die Pegel teils auf 10- bis 30-jährliche Hochwasserereignisse. Dank der Retentionskapazitäten der Seen konnten die abflussabwärts gelegenen Gebiete geschützt werden. „Es zeigt sich, dass die Steuerung der Seen ein Schlüssel zum Hochwasserschutz ist. Diese Systeme haben hervorragend funktioniert”, so Kaineder.

Erfolge der Hochwasserschutzmaßnahmen
Die nach den Hochwasserkatastrophen von 2002 und 2013 errichteten Schutzbauten haben sich erneut bewährt. Rückhaltebecken, Längsbauwerke und modernisierte Dämme konnten die Auswirkungen des Hochwassers erheblich mildern. Auch die koordinierte Überwachung und Steuerung der Anlagen zeigte, dass Oberösterreich auf ein derartiges Ereignis gut vorbereitet ist.

Langfristige Perspektive
„Hochwasserschutz ist nie abgeschlossen. Er ist eine ständige Aufgabe, die sich den Herausforderungen des Klimawandels und den zunehmenden Extremereignissen anpassen muss. Oberösterreich wird diesen Weg entschlossen weitergehen, um die Sicherheit der Bevölkerung zu gewährleisten”, versicherte Landesrat Kaineder abschließend. Die Ereignisse verdeutlichen einmal mehr, dass präventiver Hochwasserschutz eine unverzichtbare Investition in die Zukunft ist. Oberösterreich wird weiterhin mit Nachdruck an einem flächendeckenden, modernen Hochwasserschutz arbeiten.

Auswirkungen des Hochwassers auf Grund- und Trinkwasser
In den Sommermonaten Juli und August wurden im Monatsdurchschnitt auf Grund der unterdurchschnittlichen Niederschläge fallende Grundwasserstandwerte registriert. Mitte September wurden sehr starke Anstiege der Grundwasserstände festgestellt. An manchen Messstellen stiegen die Grundwasserstände beinahe bis zu den höchsten je gemessenen Grundwasserständen (HGW) an. An Messstellen mit teils großen Grundwasserüberdeckungen und stark verzögerter Kommunikation durch Niederschlagsereignisse können die maximalen Wasserstände teilweise erst mit Ende des Jahres 2024 eintreten.

Auswirkungen auf die Trinkwasserversorgung
Die Extremregenereignisse vom September 2024 führten in Oberösterreich bei einer Reihe von Wasserversorgungsanlagen zu einer Beeinträchtigung der mikrobiologischen Trinkwasserqualität. Auffällig war, dass auch bei einigen Wasserversorgungsanlagen bei denen in der Vergangenheit – auch bei ausgeprägten Starkregenereignissen – bisher noch nie eine Beeinträchtigung der Trinkwasserqualität festgestellt wurde. In den meisten Fällen war die Beeinträchtigung jedoch nur von kurzer Dauer – von wenigen Tagen bis zu zwei Wochen. Bei größeren Systemen dauerte es bis zu drei Wochen, bis in den letzten Netzbereichen die Trinkwasserqualität wieder belegt werden konnte. Insgesamt waren rund 30.000 Personen von Beeinträchtigungen ihres Trinkwassers durch das Hochwasserereignis betroffen.

Über den Autor

Dr. Rainer Hilbrand
Medieninhaber u. Geschäftsführer

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

error: (c) by salzTV