Gewaltschutzgruppen in der OÖG Kliniken oft erste Anlaufstelle für Gewaltopfer

LINZ. Zwischen 25. November und 10. Dezember heißt es im Rahmen der UNKampagne „Orange the World“ wieder 16 Tage gegen Gewalt an Frauen. Die Oberösterreichische Gesundheitsholding beteiligt sich mit ihren Kliniken daran bereits seit Jahren, immerhin sind Gesundheitseinrichtungen eine wesentliche – oft die erste – Anlaufstelle für Gewaltopfer. Eine große Bedeutung kommt in diesem Zusammenhang den Gewaltschutz- und Kinderschutzgruppen an den Kliniken zu. Sie haben allein im heurigen Jahr bereits rund 460 mutmaßliche Opfer von häuslicher Gewalt betreut.

Die Oberösterreichische Gesundheitsholding ist mit ihren sechs Kliniken an zehn Standorten der größte Gesundheitsversorger in Oberösterreich und damit für viele Gewaltopfer die erste Anlaufstelle. Das Thema Opferschutz und Umgang mit Gewaltopfern ist daher innerhalb der OÖG seit jeher von großer Bedeutung. So gibt es an allen OÖG-Kliniken eigens installierte Gewaltschutzgruppen. Diese wurden je nach Standort bereits vor der gesetzlichen Verpflichtung eingerichtet. Seit 2004 sind Kinderschutzgruppen gesetzlich verankert. Aufbauend darauf müssen Krankenanstalten seit 2011 auch für volljährige Betroffene häuslicher Gewalt Opferschutzgruppen einrichten. Als ihre Aufgaben sind die Früherkennung von häuslicher Gewalt und die Sensibilisierung der medizinischen und pflegerischen Berufsgruppen für häusliche Gewalt definiert. Anlässlich des 15-jährigen Bestehens des Gewaltopfer Betreuungsteam am Kepler Universitätsklinikum findet am 28. November 2023 auch das österreichweite Krankenhaus Opferschutzgruppentreffen unter dem Ehrenschutz von Gesundheits-Landesrätin LH-Stv.in Mag.a Christine Haberlander in Linz statt. Neben Themen wie der medizinischen Versorgung von Gewaltopfern sowie der ganzheitlichen Versorgung durch Psycholog/innen und Sozialarbeiter/innen werden bei diesem Treffen auch Themen wie Spurensicherung, juristische Fragestellungen sowie Angebote für Opfer und Täter vorgestellt.

DSAin Claudia Hoyer-Treml, MA; LH-Stv.in Mag.a Christine Haberlander; Mag. Dr. Franz Harnoncourt
(C) Land OÖ/Daniel Kauder

Die Gewaltschutzgruppen in den OÖG-Kliniken bestehen aus multiprofessionellen und interdisziplinären Teams. Sie stehen Misshandlungsopfern oder Patient/innen, denen physische, psychische oder sexuelle Gewalt angetan wurde, als speziell geschulte und ausgebildete Erstansprechpersonen zur Verfügung. Sie beraten, betreuen und versorgen einerseits Frauen und Kinder, aber auch Männer, denen Gewalt angetan wurde, ganzheitlich und bereichsübergreifend. Andererseits sensibilisieren und trainieren sie das medizinische Personal der OÖG-Kliniken im Umgang mit Gewaltopfern und unterstützen ihre Kolleg/innen bei Bedarf.

Sensibilität der Mitarbeiter/innen ist entscheidend

Die wenigsten Gewaltopfer bitten von selbst um Hilfe oder machen darauf aufmerksam, dass ihnen Gewalt angetan wurde. Eher werden Verletzungen heruntergespielt oder der geschilderte Unfallhergang stimmt nicht mit dem Verletzungsmuster überein. Aufgrund von unterschiedlichsten Abhängigkeiten, aus Scham oder Angst vor weiteren Gewalttaten, wird die tatsächliche Ursache für Verletzungen meist verschwiegen. Laut Studien wünschen sich aber 80 Prozent der Frauen in Österreich, nach möglichen Gewalterfahrungen gefragt zu werden. Umso bedeutender ist die Sensibilisierung des medizinischen Personals.

OÖG-Mitarbeiter/innen aus den Bereichen Medizin, Pflege, Hebammen, Sozialarbeit und Psychologie werden geschult Opfer von Gewalt anhand von Indikatoren zu erkennen. Dies geschieht beispielsweise mittels Schulungen in den Kliniken in Kooperation mit dem Gewaltschutzzentrum OÖ, der Gerichtsmedizin und internen Rechtsexpert/innen Darüber hinaus sensibilisieren die Gewaltschutzgruppen die Mitarbeiter/innen im Rahmen von Stationsbesprechungen oder Vorträgen. Und es gibt auch regelmäßige Treffen der Opferschutzgruppen in den Häusern mit entsprechenden Fortbildungen.

Online-Training für alle OÖG-Mitarbeiter/innen

Zusätzlich gibt es für alle Mitarbeiter/innen der OÖG über die unternehmensinterne Schulungsplattform ein eigens zugeschnittenes Online-Training zum Umgang mit gewaltbetroffenen Patient/innen. In diesem lernen die Mitarbeiter/innen wie mit gewaltbetroffenen Patient/innen bestmöglich umzugehen ist nach der Prämisse: Erkennen, Ansprechen, Versorgen, Spuren sichern. Darin erfahren die Mitarbeiter/innen nicht nur grundsätzliche und rechtliche Hintergründe zum Thema Gewalt, den Risikogruppen und den Formen von Gewalt, sondern auch welche gesundheitlichen Auswirkungen Gewalt haben kann. Außerdem werden sie darin geschult, wie sie Gewalt anhand des Verhaltens von Patient/innen oder aufgrund körperlicher Symptome erkennen können. Die Schulung bietet zudem Anleitungen zur Kommunikation mit Gewaltopfern, einem optimalen Untersuchungssetting sowie der gerichtstauglichen Spurensicherung.

Neben diesen Schulungen gibt es in der OÖG auch schriftliche Handlungsrichtlinien, die den Umgang mit Betroffenen beschreiben, um sie in dieser Ausnahmesituation bestmöglich zu betreuen und ihnen Schutz und Hilfe geben zu können.

Weitere Infos unter:

https://www.land-oberoesterreich.gv.at/

Über den Autor

Dr. Rainer Hilbrand
Medieninhaber u. Geschäftsführer

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

error: (c) by salzTV