Mobilitätsverhalten der Wohnbevölkerung im Bezirk Gmunden: 306.500 Wege werden zurückgelegt


1-4-18 anstatt 0-8-15

Oberösterreich ist ein Land, das mit den vier Vierteln des Hausrucks-, des Traun-, Inn- sowie Mühlviertels und den darin liegenden, 18 politischen Bezirken eine große Vielfalt besitzt. Für den Bereich der Mobilität ergeben sich daraus spezifische, regionale Bedürfnisse und Herausforderungen. Ein Land mit vier Vierteln und 18 Bezirken besitzt besondere, regionale Charakteristiken und Unterschiede. Im Rahmen der Verkehrserhebungen 2022 haben wir regionale Herausforderungen der Mobilität auf Bezirksebene herauskristallisiert. Wir wollen diese Herausforderungen im gesamten Land vernetzt miteinander bewältigen. Ein solches Vorgehen ist kein 0-8-15 Prozess, sondern das Produkt aus einer umfangreichen Mobilitätsanalyse unter Einbindung der Bevölkerung. Das Kernelement der Politik ist Bürgernähe und mit Hilfe der Mobilitätsdaten, die uns von den Bürgerinnen und Bürgern zur Verfügung gestellt wurden, wollen wir lokale und überregionale Konzepte erstellen, die sich an den Bedürfnissen der Bevölkerung orientieren. Nur so gelingt es uns, die Mobilität im gesamten Land zu stärken. Der Ausbau des öffentlichen Verkehrs, der Erhalt und notwendige Lückenschlüsse in unserem Straßennetz sind genauso wie die Vorteile der Digitalisierung zentrale Tätigkeitsfelder, auf die wir uns dabei fokussieren werden“, so Landesrat für Infrastruktur Mag. Günther Steinkellner.

Das ist der Bezirk Gmunden

Der Bezirk Gmunden, gelegen im traumhaften Salzkammergut, grenzt an die Bezirke Vöcklabruck, Wels Land und Kirchdorf sowie an den Bezirk Liezen in der Steiermark und dem Salzburger Flachgau. Gmunden ist bekannt für seine außergewöhnliche landschaftliche Schönheit, seine historischen Orte und seine kulturelle Vielfalt. Der Bezirk umfasst 20 Gemeinden, inklusive der namensgebenden Bezirkshauptstadt Gmunden. Mit 1.432 km² ist Gmunden der flächenmäßig größte Bezirk Oberösterreichs und ein integraler Bestandteil des Salzkammerguts. Charakteristisch für den Bezirk Gmunden sind seine kristallklaren Seen, die von malerischen Bergketten umgeben sind. Diese Landschaft bietet ideale Bedingungen für eine Vielzahl von Freizeitaktivitäten wie Segeln, Wandern, Radfahren und im Winter Skifahren. Die Schönheit der Region zieht sowohl Einheimische als auch Tourist/innen an und macht den Bezirk zu einem beliebten Urlaubsziel. Als Symbol für das kulturelle und handwerkliche Erbe der Region steht nicht nur die Gmundner Keramik. Auch durch zahlreiche Veranstaltungen und Kulturauszeichnungen wird die Geschichte und Traditionen des Salzkammerguts widergespiegelt. Bad Ischl ist im kommenden Jahr deshalb nicht umsonst Kulturhauptstadt Europas. Wirtschaftlich profitiert der Bezirk Gmunden von einer ausgewogenen Mischung aus Tourismus, traditionellem Handwerk und innovativen Klein- und Mittelunternehmen. Die Mobilität und das Verkehrsgeschehen im Bezirk werden durch die malerische aber teils herausfordernde Topografie beeinflusst.

„Der Bezirk Gmunden ist wie das gesamte Land auch, von demografischen Veränderungen betroffen, welche unsere Gesellschaft weiter prägen werden. Die Zunahme der älteren und der gleichzeitige Rückgang der jüngeren Altersgruppen stellt auch für die Mobilitätsplanung Herausforderungen dar. Einerseits ist es wichtig, dass eine altersgerechte Mobilität gewährleistet wird. Das bedeutet, dass wir die Barrierefreiheit, das öffentliche Verkehrsangebot sowie die Zuverlässigkeit des Verkehrssystems stärken und auch sichere Geh- und Radwege weiter ausbauen wollen. Gleichzeitig sind wir gefordert, die Mobilität chancenreich für junge Menschen auszurichten. Flexibilität und Freiheit stehen dabei in Zusammenhang mit der Entwicklung und Technologie im Bereich der Digitalisierung und des autonomen Fahrens“, unterstreicht Landesrat für Infrastruktur Mag. Günther Steinkellner. 

Als wichtige Projekte für den Bezirk im öffentlichen Verkehr stehen die Modernisierung der Almtalbahn und der Salzkammergutbahn an. Ebenfalls soll dort, wo es die geologischen Gegebenheiten zulassen, die Radwegeinfrastruktur gestärkt werden. Dadurch wird nicht nur die sanfte Mobilität, sondern auch die touristische Attraktivität des Salzkammerguts gestärkt. Um die Erreichbarkeit zu gewährleisten, ist auch der Erhalt eines qualitativ hochwertigen und effizienten Landesstraßensystems von Nöten.

Zusammenfassung der wesentlichen Ergebnisse für den Bezirk Gmunden

Mit einer landesweiten Haushaltsbefragung “Verkehrserhebung 2022” hat das Land Oberösterreich die bewährte Tradition der laufenden Verkehrsbeobachtung (2012, 2001, 1992, 1982) fortgesetzt. Die Erhebung liefert wichtiges Datenmaterial über das Mobilitätsverhalten der Oberösterreicher/innen als Informationsquelle und Entscheidungshilfe für die Verkehrspolitik und die Verkehrsplanung. Mit ihrer Stichprobengröße stellen die oberösterreichischen Erhebungen die umfangreichsten im deutschsprachigen Raum dar.

1. DemographischeKennzahlenderWohnbevölkerungdesBezirkes

Dem allgemeinen demographischen Trend entsprechend, hat sich die Bevölkerungsverteilung auch im Bezirk Gmunden in Richtung älterer Jahrgänge verschoben, was auch in der Mobilität ihren Niederschlag findet.

Der Bezirk Gmunden weist 2022 eine Wohnbevölkerung ab 6 Jahre von rund 96.300 auf. Gegenüber 2012 zeigt sich, dass die demographische Verschiebung der Altersstruktur die Mobilitätskennzahlen im Bezirk beeinflusst:

  • Zunahme der Gesamtbevölkerung im Bezirk um 7%
  • Abnahme der Bevölkerung der 15 – 24 Jährigen um 15%
  • Zunahme der über 65-Jährigen um 44% Abbildung 1: Bevölkerungsentwicklung im Bezirk 2012 2022, Quelle: Land OÖ.; Statistik OÖ.

2. Mobilität der Wohnbevölkerung des Bezirkes Gmunden

GESAMTWEGE UND WEGEHÄUFIGKEIT

Der Vergleich der wichtigsten Kennzahlen zeigt, dass die beiden Verkehrserhebungen 2022 und 2012 in der Größenordnung zwar sehr ähnliche Werte liefern, jedoch gleichzeitig eine Trendwende in der Verkehrsmittelwahl erkennbar ist.

  • In Summe legt die Wohnbevölkerung des Bezirkes Gmunden rund 385.600 Wege pro Werktag zurück. Dies bedeutet eine Zunahme der Wege um rund 15%.
  • Die Anzahl der mobilen Wohnbevölkerung hat anteilsmäßig von 86,1% auf 88,9% zugenommen.
  • Die Anzahl der Wege pro mobiler Person (Wegehäufigkeit) ist zwischen 2012 und 2022 von 3,29 auf 3,36 Wege pro Tag gestiegen. Tabelle 1: VE 2012, 2022: Mobilitätsquote, Tageswegehäufigkeit, Tageswegehäufigkeit/Mobile,Quelle: Land OÖ

WEGEANALYSE NACH VERKEHRSMITTEL

Waren in der Vergangenheit von 1992 bis 2012 nur starke Zuwächse der Wege im motorisierten Individualverkehr (MIV) zu verzeichnen, zeigt sich nun eine Trendwende. Bezüglich der Verkehrsmittelwahl der Wohnbevölkerung des Bezirkes ist es zwischen 2012 und 2022 zu einer Abnahme der Anteile im motorisierten Individualverkehr (MIV) und im öffentlichen Verkehr gekommen, hingegen gab es Zunahmen bei den Anteil im Nicht motorisierten Verkehr (zu Fuß, Rad).

Maßgebliche Veränderung des „ModalSplit“ der Wohnbevölkerung des Bezirkes Gmunden 2012 bis 2022:

  • Auf den MIV entfallen im Jahr 2022 69,4% aller Wege (ca. 197.400 Wege), wobei diese Wege um 9% zugenommen haben.
  • Der öffentliche Verkehr (ÖV) nimmt einen Anteil von 7,1% ein (ca. 20.100 Wege), diese Wege sind im letzten Jahrzehnt um ca. 1% gestiegen.
  • 16,7% der Wege werden zu Fuß (ca. 47.500 Wege) zurückgelegt, diese Wege sind um 25% gestiegen.
  • Der Radverkehrsanteil weist einen Anteil von 5,7% (ca. 16.100 Wege) der Gesamtmobilität der Bewohnerinnen und Bewohner des Bezirkes Gmunden auf. Die Wege mit dem Rad haben gegenüber 2012 um ca. 28% zugenommen.

WEGEANALYSE NACH FAHRTZWECK UND VERKEHRSMITTEL

Die Freizeit-Erledigungswege haben stark zugenommen (+56%), die Arbeitswege stiegen um +6%, während die Schul- und Ausbildungswege (-20%) und die Einkaufswege (-17%) abgenommen haben.

  • Im Berufsverkehr sind die Modal-Split-Anteile im ÖV gestiegen.
  • Bei den Wegen zur Schule haben die Modal-Split-Anteile zu Fuß und MIV zugenommen.
  • Im Einkaufsverkehr sind die Modal-Split-Anteile annähernd gleichgeblieben.
  • Bei den sonstigen Wegen (Freizeit) sind die Anteile der Wege zu Fuß, mit dem Fahrrad und im ÖV höher als 2012. Die MIV-Anteile sind gesunken. Maßgebliche Veränderung des „Verkehrszweckanteile“ der Wohnbevölkerung des Bezirkes Gmunden 2012 bis 2022: Die prozentuelle Aufteilung der Zwecke verändern sich stark in Richtung der Freizeit- Erledigungswege. Diese steigen bereits auf einen Anteil von rund 22% aller Wege der Wohnbevölkerung des Bezirkes Gmunden an. Tabelle 3: VE 2012, 2022: Wege der Wohnbevölkerung unterteilt nach Zweck und Verkehrsmittel, Quelle: Land OÖ.

3. RÄUMLICHEBETRACHTUNGDESVERKEHRS FÜR DEN BEZIRK GMUNDEN

(Substrat: Wohnbevölkerung von Oberösterreich)

Insgesamt werden von den Oberösterreicherinnen und
Oberösterreicher im Bezirk Gmunden rund 306.500 Wege
zurückgelegt,
davon sind ca. 217.900 Binnenwege (Anteil 71%
der Wege) innerhalb des Bezirkes, rund 44.400 Wege sind
Zielwege von außerhalb in den Bezirk Gmunden hinein (15%) sowie rund 44.100 Wege sind Quellwege aus dem Bezirk Gmunden hinaus (14%).

Insgesamt werden 12% der gesamten Wege (ca. 35.600 Wege) von nicht im Bezirk Gmunden wohnhaften Personen durchgeführt.

Binnenwege innerhalb des Bezirkes:
Im Bezirk Gmunden werden täglich rund 217.900 Wege innerhalb des Bezirkes durchgeführt.
66,7% der Binnenwege werden mit privaten motorisierten Verkehrsmitteln (MIV) zurückgelegt, 19,5% der Wege sind ausschließlich Fußwege, 6,5% der Wege werden mit öffentlichen Verkehrsmitteln, 0,6% der Wege sind kombinierte Wege IV+ÖV und 6,7% der Wege werden mit dem Fahrrad durchgeführt.

Im Vergleich zu 2012 sind die gesamten Binnenwege innerhalb des Bezirkes um 2% gestiegen. Die Wegeanzahl sowohl im IV als im ÖV blieben annähernd gleich.

Zielwege in den Bezirk:
Etwa 44.400 Wege führen von außerhalb in den Bezirk Gmunden hinein.
Die Aufteilung des in den Bezirk strömenden Verkehrs wird vom privaten Kraftfahrzeugverkehr bestimmt. Der Anteil der Zielwege mit privaten Kraftfahrzeugen in den Bezirk beträgt 86,6%. Der öffentliche Verkehr liegt mit einem Wegeanteil 7,6% deutlich hinter dem Autoverkehr zurück.

Im Vergleich zu 2012 ist festzustellen, dass die gesamten Zielwege in den Bezirk um 37,2% anstiegen. Die Zielwege im privaten Kraftfahrzeugverkehr nahmen um 44,8%, die Wege im ÖV um 18,8% zu.

Bildtext: Landesrat für Infrastruktur & Mobilität Mag. Günther Steinkellner und Markus Steinmaurer

Foto: Land OÖ

Über den Autor

Dr. Rainer Hilbrand
Medieninhaber u. Geschäftsführer

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