Junge Freiwillige bringen die Bergwiesen wieder zum Blühen

Von 13. bis 26. August kommen junge Freiwillige aus ganz Österreich und Deutschland in die Nationalpark Kalkalpen Region, um im Rahmen einer Umweltbaustelle des Österreichischen Alpenvereins die blühenden Bergwiesen als Hotspots der Biodiversität zu erhalten. Angeleitet werden sie von den Mitgliedern des Mollner Kulturlandschaftserhaltungsvereins “Bergwiesn”, der sich seit 2015 für die nachhaltige Bewirtschaftung der stark gefährdeten Mäh-Halbtrockenrasen in der Region einsetzt.

Bei Hangneigungen bis zu 140 Prozent und hochsommerlichen Temperaturen ist die Arbeit keine leichte, doch die zwölf jungen Helferinnen packen mit viel Motivation bei den Heu- und Schwendarbeiten mit an. „Gemeinsam am Berg zu stehen und jeden Moment zu wissen, man hilft, die Schätze der Natur zu bewahren, ist ein unglaublich schönes Gefühl“, erzählt Helena, die extra aus Berlin angereist ist.

Aufgrund der hohen Arbeits- und Zeitintensität wurde die Pflege der steilen und abgelegenen Bergmähwiesen in den vergangenen Jahrzehnten großteils aufgegeben und die Flächen verbuschten – ein Trend, der auch in vielen anderen Regionen Österreichs zu beobachten ist. Dadurch geht das charakteristische Landschaftsbild verloren, ein großer Schaden für Tourismus, die Bewohnerinnen und besonders für die Artenvielfalt. Mit der Gründung des Vereins „Bergwiesn“ nahm Christian Hatzenbichler das Schicksal dieser bedrohten Lebensräume selbst in die Hand und beschloss, die alte Tradition der Bergwiesenmahd mithilfe von Freiwilligenarbeit fortzusetzen.

Über 110 Hektar ökologisch wertvolle Flächen werden von den Mitgliedern des Vereins mittlerweile wieder naturnahe bewirtschaftet. Der Verzicht von Dünger und die einmal jährliche Mahd ermöglichen eine enorm hohe Artenvielfalt, die jene intensiv bewirtschafteter Wiesen weit übersteigt. Bis zu 75 Pflanzenarten auf 5 mal 5 Metern und in Summe über 5000 Tier- und Pflanzenarten finden in der seltenen Kulturlandschaft ihren Lebensraum. In Zeiten einer massiven Biodiversitätskrise ein wahrliches Leuchtturmprojekt.

Die Bedeutsamkeit dieser Natur- und Landschaftspflege, welche unter anderem mit ehrenamtlichem Engagement der Umweltbaustellenteilnehmer*innen unterstützt wird, zeigt sich in der Auszeichnung des Natura2000 Awards. Der renommierteste Naturschutzpreis der Europäischen Kommission ging 2022 zum ersten Mal nach Österreich: an das Programm FLORA, der BILLA-Stiftung “Blühendes Österreich” und an die umsetzenden Partnerorganisationen, darunter den Verein “Bergwiesn”.

Ronald Würflinger, Generalsekretär der Stiftung, freut sich, dass gemeinsam ein gut organisierter Rahmen geschaffen wurde, in dem junge Menschen aktiv zu einer blühenden und artenreichen Zukunft beitragen können: „Die Umsetzung eines strukturierten Freiwilligenprogramms von Bergwiesn ist ein großartiger Erfolg. Die
Auszeichnung mit dem Natura 2000 Award durch die Europäische Union von Bergwiesn hat diesen eindrucksvoll bestätigt. Blühendes Österreich erachtet die Entwicklung und Leistung von Bergwiesn als herausragend für die Naturschutzarbeit und Bergbauernkultur in Österreich.“

Franz Essl, Ökologe an der Universität Wien und Österreichs Wissenschaftler des Jahres 2022, zeigt sich ebenfalls beeindruckt: „Es ist fantastisch, was der Verein Bergwiesn auf die Beine gestellt hat. Und ganz besonders beeindruckt mich, dass es gelingt, Jugendliche und junge Erwachsene für die Natur und die Arbeit in der Natur zu begeistern.“

Eva Schaubmair und Christian Hatzenbichler, die sich im Vorstand des Vereins seit über acht Jahren sowohl organisatorisch als auch tatkräftig im partizipativen Naturschutz einsetzen, sind über die Auszeichnung ihrer Arbeit sichtlich stolz: „Der Natura2000 Award ist für die mitwirkenden Vereinsmitglieder und die Vielzahl an Freiwilligen eine besondere Anerkennung ihres Einsatzes für den Erhalt und Ausbau dieser so überragenden, artenreichen Naturlandschaft.“

Über den Autor

Dr. Rainer Hilbrand
Medieninhaber u. Geschäftsführer

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