Servus TV: Mit dem Rad von Salzburg nach Grado

Auf dem Fahrrad 414 km bis nach Grado: das ist der Alpe Adria Radweg vom Herzen Salzburgs direkt ans Meer. “Heimatleuchten“ zeigt für Sportbegeisterte und all jene, die es noch werden wollen, spannende Geschichten und besondere Plätze zum Verweilen auf der achttägigen Reise, die auch mit 2.400 Höhenmetern aufwartet.

Ein sportliches “Heimatleuchten“ am Fr., 04.08., ab 20:15 Uhr

Der Start: Wassertanz
Die filigranen Figuren der Hellbrunner Wasserspiele bewegen sich nur durch Wasserkraft. Dass die nassen Kunstwerke bis heute funktionieren, daran arbeitet “Hausmeister“ Michael Huber jeden Tag. Sechs Kilometer südlich von Salzburg am Schloss Hellbrunn ist der erste Stopp der unserer Radtour. Die Wasserspiele aus der Renaissance sind weltberühmt und funktionieren rein mechanisch. Jedes Ersatzteil muss Michael Huber in der hauseigenen Werkstatt fertigen – im Baumarkt gibt es sie nämlich nicht zu kaufen. 

Fitnessstudio für Fische
Seit 35 Jahren züchtet Sigi Schatteiner Forellen, Saiblinge und die Bluntautallachsforelle im Wasser der Torrenner Ache. Das Wasser schießt bei ihm so schnell vorbei, dass sich die Fische besonders stark bewegen müssen. Das führt zu einer besonders gute Muskelbildung und somit ausgezeichnetes Fleisch. Haubenkoch Andreas Döllerer – spezialisiert auf gehobene alpine Küche – aus Golling an der Salzach schätzt die Qualität von Siggis Fischen schon lange: “Ich würde sogar so weit gehen zu sagen, seine Fische waren der Grund, dass wir heute so kochen, wie wir kochen.”

Die Tropfsteinhöhlen von Dorfgastein
Weiter geht die Reise von Bischofshofen in Richtung Bad Gastein. Etwas abseits des Radweges und nur zu Fuß nach 50 Minuten Aufstieg zu erreichen, liegt die Tropfsteinhöhle oberhalb von Dorfgastein. Elisabeth Frank und Richard Erlmoser öffnen diese drei Mal pro Woche für Besucher. Im Inneren hat es frische sechs Grad und einst diente sie den Lutherianern als geheimer Versammlungsort. 
Für Richard ist der geschichtsträchtige Ort sein Leben: “Was Besseres und was Schöneres wie hier kann ich mir nicht wünschen.“

Mit dem Zug durch den Berg
Seit 1909 verbindet die Tauernschleuse Salzburg mit Kärnten. Bei den Österreichern sei der Tunnel allerdings wenig bekannt – und einer, der es wissen muss, ist ÖBB Mitarbeiter Christian Puschan: „Ich seh immer wieder, wie verblüfft die Radfahrer sind, dass es hier einen Zug gibt.“ Eine gute Nachricht kann der passionierte Zug-Fan den Fahrradfahrer allerdings auch überbringen: Der Bahntunnel erspart ihnen ganze 1.300 Höhenmeter Aufstieg über den Bergkamm. 

Wenn in Kärnten die Schweine grüßen
In Paternion, nahe der Drau, erwartet die Sportler im Gasthof Tell eine kulinarische Stärkung. Lisi Michorl ist die Chefin im Gasthof Tell. Aus dem Fleisch der Mangalitza-Schweine, die ihr Sohn Jörg an den Hof gebracht hat, zaubert sie einen Schweinsbraten mal anders – “auf friulanisch”. Gewürzt wird er mit passierten Tomaten und mediterranen Kräutern. Den Gästen schmeckts.

Der Bootsbauer vom Ossiacher See
Etwas mehr als die Hälfte des Radweges ist etwa geschafft, wenn man den Ossiachersee erreicht. Hier orientiert sich Bootsbauer Thomas Nikolasch an den alten Meistern der Bootsbaukunst: “Die haben wirklich das Gefühl für schöne Formen gehabt“, ist er begeistert. Die alten Formen verbindet er mit einer modernen Bauweise. Nur vier Millimeter dünne Holzplanken vernäht mit Drähten. Das macht seine Boote besonders leicht. 

Eine Mühle und berühmt-berüchtigten Schaumrollen
Westlich des Radweges, im Gailtal, mahlt die Mühle von Familie Wiegele in Nötsch seit 1876. In der eigenen Backstube ist Hausherrin Hermine Wiegele für ihre berühmt-berüchtigten Schaumrollen bis weit über die Dorfgrenzen bekannt. Besondere Obacht ist beim Herstellen des Blätterteiges gefragt. Und: Genau 144 Schichten muss er haben – keine mehr, keine weniger. 

Ab nach Italien
Nach einem kurzen Abstecher in Villach geht es nun über die Grenze nach Italien. Über die alte Bahntrasse in Tarivisio, weiter nach Venzone und dann entlang des Tagliamento. Und wer auf dieser 7. Etappe einen keinen Abstecher wagt, landet direkt in San Daniele. Nur 8.000 Menschen leben in der kleinen Stadt, dennoch ist sie weltberühmt. Grund dafür ist eine kulinarische Besonderheit: Von hier, und nur von hier, kommt der Prosciutto di San Daniele. Mindestens 1,5 Jahre trocknet er bei Familie Prolongo an der Luft. Täglich weht eine frische, aromatische Brise von den Alpen und eine warme, feuchte vom Meer. Durch diese Mischung entwickelt der Prosciutto von Arianna Prolongo sein einzigartiges Aroma: “Der Wechsel zwischen zwei so unterschiedlichen Luftströmen schafft ein einzigartiges und perfektes Mikroklima für die Trocknung und Reifung des Schinkens.”

Die Erfüllung eines Lebenstraums in Udine
Die Rad-Tour geht weiter – das Ziel an Tag 7: Udine. Etwas östlich des Ziels liegt die Kleinstadt Cividale. Zwei Österreicher haben sich hier einen Lebenstraum erfüllt. Ein Rückblick: Vor 15 Jahren kaufen sich die Steirer Johann Pabst und Siegfried Staller ein Weingut: “Es is bei uns zu Hause eine wunderschöne Gegend, aber es is halt leider so kalt. Und hier in Italien kann man am Abend draußen sitzen und das genießen wir sehr.“ Die Kunst des Kelterns müssen die beiden als Quereinsteiger damals erst lernen. Auch hat man es als Fremder nicht immer leicht – aber die beiden halten durch. Heute verarbeiten sie zum Beispiel den “Refosco dal Peduncolo Rosso”. Er gilt als die beste Rotwein-Rebsorte der Region.

Weiter geht’s direkt durch die Altstadt von Udine. Mohamed Chabarik geht hier einem uralten Handwerk nach: Er hat sein Leben den Mosaiken verschrieben. Wenn er nicht in der Werkstatt ist, findet man ihn am Flusslauf des Tagliamento, wo er nach Steinen für seine Kunstwerke sucht. “Es ist ein bisschen so, als würde man eine Geschichte von einem Material erzählen, das im Hochgebirge beginnt und am Meer endet.” 

Die letzte Station wird feuchtfröhlich
Nämlich genau dann, wenn eine quirlige italienische Familie ihre Tore öffnet. Bis in die 60er Jahre ist der Grappa als Arme-Leute-Getränk verschrien. Familie Nonino schreibt die Geschichte des Getränks neu: Als erste destillieren sie dafür den Traubentrester – also das, was von den Trauben nach der Weinproduktion übrig bleibt – frisch und sortenrein. “Wenn ich daran denke, dass der Grappa 1962, als wir geheiratet haben, wirklich als “Wasser des Feuers” gegolten hat,” erinnert sich Giannola Nonino. Heute exportieren die Noninos ihren Grappa in über 80 Länder. Eine hochprozentige Erfolgsgeschichte. 

Nach 414 km ist das Ziel dann endlich erreicht: Grado, die Stadt am Meer!

Heimatleuchten: Mit dem Rad von Salzburg nach Grado
Nicole Krassnig und Stefanie Nagele
© ServusTV / Max Steinbauer

Über den Autor

Dr. Rainer Hilbrand
Medieninhaber u. Geschäftsführer

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