Salz-TV setzt die Serie mit dem Titel “ManagerIn der Woche” fort. Viele Personen kennen zwar die Betriebe, die von den Persönlichkeiten geführt werden, aber nicht unbedingt Näheres zu ihrem Werdegang und zu ihren Meinungen.
Heute steht Egon Höll, Bürgermeister der Welterbe Gemeinde Obertraun/Dachstein/Hallstättersee, im Mittelpunkt:
Können Sie Ihren bisherigen Lebensweg kurz darstellen?
Ich bin geboren am 27.10.1959 in Bad Ischl. Aufgewachsen bin ich in Obertraun als Kind eines kaufm. Angestellten und einer Hausfrau, und habe einen Bruder. Seit frühester Jugend engagierte ich mich in verschiedenen Vereinen und Organisationen. Mein Bildungslauf verlief über die VS in Obertraun, das Gymnasium in Bad Ischl und Bad Aussee, bis zur Universität in Salzburg. Seit 1984 war ich Lehrer für Geschichte und Sport im Gym. Bad Ischl, HBLA Ried am Wolfgangsee, Tourismusschulen Bad Ischl. Dazwischen war ich auch einige Jahre Direktor im Bundessportzentrum Obertraun. Seit 2003 bin ich nun Bürgermeister der Welterbe Gemeinde Obertraun/Dachstein/Hallstättersee und Mitglied in diversen regionalen Aufsichtsräten, Verbänden und Organisationen. Außerdem bin ich verheiratet, habe 2 Kinder und 1 Enkel.
Wie groß ist der Betrieb, den Sie leiten?
Die Gemeinde Obertraun ist ein Betrieb mit 10 MitarbeiterInnen und einem Budget von ca. 3 Mio. Euro.
Was ist Ihre Motivation, das Bürgermeisteramt anzunehmen, gewesen?
Bedingt durch die Tatsache, dass Obertraun direkt und indirekt fast zu 100% vom Tourismus lebt (ca. 250 000 Nächtigungen), muss der Bürgermeister zwangsläufig im Herzen ein “Touristiker” sein. Die Entwicklung von touristischen Projekten und damit die Schaffung von Arbeitsplätzen und Wertschöpfung, auch indirekt im Handel, Gewerbe und Handwerk, ist eine strategische Kernaufgabe eines Bürgermeistern und seines Teams in einer Kleingemeinde, die fast ausschließlich vom Tourismus lebt. Immer wichtiger wird es allerdings den Spagat zwischen Tourismus und dem Ruhebedürfnis von Einheimischen zu schaffen.
Welche Eigenschaften muss Ihrer Meinung nach eine ManagerIn haben?
Ein guter Manager muss führen können. Dazu gehört strategisches Denken, Entscheidungsstärke, ein kritisches und kreatives Team, die Fähigkeit zuzuhören, sich selbst zu reflektieren und zu hinterfragen und schlussendlich Entscheidungen zu treffen.
Falsche Entscheidungen sind besser als gar keine Entscheidungen.
Was sind Ihre wichtigsten unternehmerischen Entscheidungen gewesen?
Den Bau des Resorts Obertraun mit 500 Qualitätsbetten durchzukämpfen, den Neubau der Krippensteinseilbahn zu unterstützen, für das Einsatzzentrum und den Fuhrpark von Feuerwehr und des Bergrettungsdienstes die schwierige Finanzierung sicherzustellen, den Strandbadbereich zu einem Sport- und Veranstaltungszentrum zu gestalten und viele Infrastrukturinvestitionen über die seinerzeitige Landesausstellung zu organisieren. Die Krönung wird die anstehende Rieseninvestition in die ehemalige Kaserne am Dachstein/Oberfeld, mit eigener Seilbahn ins Top Hotel sein.
Was kommt in Zukunft auf Ihre Branche zu? Welche Entwicklungen sehen Sie?
Der Tourismus entwickelt sich nach Corona wieder prächtig. Sich auf ähnliche Krisen oder Auswirkungen von Kriegen vorzubereiten ist im Tourismus schwierig.
Eine Herausforderung wird auch der Klimawandel für unsere Schigebiete werden. Da haben wir mit dem Dachstein/Krippenstein ein bisschen Vorsprung.
Schneeschuh und Tourengehen, Winterwandern auf 2000 m oder der rasche Umstieg auf Sommerbetrieb wurde am Krippenstein bereits erfolgreich durchgespielt.
Eine weitere Herausforderung sehe ich darin die Gästezahlen quantitativ (Verkehr etc.) zu beschränken und auf Qualität (heißt aber auch höhere Preise) verstärkt zu setzen. Diese Notwendigkeit ist gegeben, um die Akzeptanz von Tourismus bei der einheimischen Bevölkerung zu erhalten.
Was soll der Staat an Rahmenbedingungen verändern?
Der Staat/Länder sollte in Richtung Gemeinden vor allem eine Reform des Finanzausgleichs zu Gunsten der Gemeinden umsetzen. Derzeit hat jedes Bundesland andere Regelungen. Tendenziell werden den Gemeinden jedes Jahr neue Leistungen und Verpflichtungen auferlegt, ohne dafür die finanziellen Mittel zur Verfügung zu stellen. Gleichzeitig soll sich die, oft gar nicht vorhandene Gemeindeautonomie, über Wasser, Kanal, oder Hundeabgabe finanzieren.
