Liebe Mitchristen,
im April darf ich die Hörer:innen von Radio OÖ wieder mit Gedanken in die Kar-, Sonn- und Feiertage begleiten (ca. 15 Minuten vor 8 Uhr). Zum Karfreitag beschäftige ich mich mit einer Randfigur in der Leidensgeschichte, dem Hauptmann der Soldaten, die Jesus zur Kreuzigung führen. Von ihm erzählt Markus im Evangelium: „Als der Hauptmann ihn auf diese Weise sterben sah, sagte er: Wahrhaftig, das war Gottes Sohn.“ Und im Lukasevangelium: „Wirklich, dieser Mensch war gerecht.“
Keine langen Glaubensgespräche, kein Wunder und keine leidenschaftliche Predigt bewirken diese Erkenntnis, sondern das Erleben des Leidensweges und des Sterbens dieses geschundenen Jesus. Ein Soldat, der es gewohnt ist, dass Gewalt und Gegengewalt ihr altes Spiel miteinander spielen und dass im Letzten immer der gewinnt, der noch brutaler, taktischer oder hinterhältiger vorgeht – erkennt im ohnmächtigen, leidenden und verzeihenden Jesus den Sohn Gottes.
Oder in einer heutigen Sprache, die uns vielleicht mehr sagt: Er erkennt in diesem Jesus
den Menschen, in dem die Unbegreiflichkeit Gottes ein Gesicht bekommen hat.
Hier trägt einer sein Kreuz und in seiner ganzen Haltung wird deutlich: Ich halte die Friedfertigkeit und die Vergebung durch bis zum Ende. Daran ist eine Liebe zu erkennen, die nicht oberflächlich ist. „Wirklich, dieser Mensch war gerecht.“
Ihr/euer Pfarrer

