Die Tourismus- und Freizeitwirtschaft leistet einen wertvollen Beitrag zur Wirtschaftsentwicklung und Beschäftigung in Oberösterreich. Aufgrund des verstärkten Mitteleinsatzes des Landes OÖ – die Zahlungen für den Wintertourismus betrugen von 2018 bis 2021 rund 30 Mio. Euro – nahm der LRH den Bereich des Skitourismus bzw. der Seilbahnwirtschaft unter die Lupe. Der Klimawandel wird den Wintertourismus in Zukunft vor große Herausforderungen stellen. Daher ist die Politik gefordert, Entscheidungen über die künftige finanzielle Unterstützung der Tourismusdestinationen zu treffen. Wichtig sind Entscheidungen zur Zukunft des Skigebietes Kasberg. Das Land OÖ sollte zudem möglichst viele Perspektiven in die aktuell laufende Entwicklung einer neuen Tourismusstrategie einbringen. Dazu zählt auch unbedingt die Einbindung des öffentlichen Verkehrs.
Mit der heute veröffentlichten Initiativprüfung legt der LRH erstmals einen vollständig eigenständig barrierefrei gestalteten Bericht vor. „Darüber freut sich das gesamte Team und wir sind auch ein bisschen stolz darauf“, sagt LRH-Direktor Mag. Rudolf Hoscher.
Die oö. Tourismus- und Freizeitwirtschaft generiert rund 2,1 Mrd. Euro an Wertschöpfung. Das sind mehr als drei Prozent des Bruttoregionalproduktes des Landes OÖ. Die rund 34.800 Beschäftigten haben einen Anteil von gut vier Prozent an der Gesamtbeschäftigung. „Wir anerkennen die Bedeutung des Tourismus als Wirtschaftsfaktor und Beschäftigungsgeber, aber wir sehen auch die Herausforderungen durch die sich ständig verändernden Rahmenbedingungen, wie Klimawandel, Fachkräftemangel oder Teuerung“, sagt LRH-Direktor Mag. Rudolf Hoscher.
Insbesondere mit dem Klimawandel hat der LRH ein Thema angesprochen, das aktuell auf breiter Ebene diskutiert wird. Die Auswirkungen werden den Wintertourismus in Oberösterreich in Zukunft jedenfalls stark beeinflussen. Gerade bestehende Skigebiete stehen vor verschiedensten Herausforderungen. Wie bereits jetzt, wird Skifahren ohne entsprechende Beschneiungsanlagen auch künftig nicht im gewohnten Komfort möglich sein. Auf Dauer stellt diese Problematik vor allem Wintertourismusdestinationen in niedrigeren Lagen vor große Herausforderungen; Wintertourismusgebiete sind gefordert, eine ganzjährige wirtschaftliche Nutzung anzudenken. „Die Politik wird langfristig entscheiden müssen, welche touristischen Destinationen künftig aus welchen konkreten Überlegungen gefördert werden“, sagt Hoscher.
Die Oö. Landesregierung ist gesetzlich verpflichtet, strategische Grundlagen für den Tourismus in Oberösterreich festzulegen. Diese Grundlagen sind in der Tourismusstrategie zu definieren. Die im Prüfungszeitraum gültige Strategie von 2017 bis 2022 ist mit Jahresende 2022 ausgelaufen. Derzeit läuft beim Land OÖ ein umfangreicher Prozess für eine Neufassung mit externer Begleitung. Bis zum Sommer 2023 soll den politischen Entscheidungsträgern ein Entwurf vorgelegt werden. „Wir bewerten diese Schritte positiv und regen an, die Entwicklungen und Herausforderungen für den Tourismus aus möglichst vielen verschiedenen Perspektiven zu betrachten“, erörtert der LRH-Direktor. Themen wie „Nachhaltigkeit“, „Klimawandel“ oder „Mobilität“ sollten auch in Bezug auf den Wintertourismus stärker berücksichtigt werden. Entwicklungspotential bieten vor allem Überlegungen zur Einbindung des öffentlichen Verkehrs. „Hier könnten Anbindungen der jeweiligen Tourismusdestinationen an den öffentlichen Verkehr unterstützen; über die dafür notwendige Finanzierung muss jedoch auf politischer Ebene grundsätzlich entschieden werden“, skizziert Hoscher.
Finanzielle Zuschüsse für den Wintertourismus durch das Land OÖ
Da das Land OÖ für den Wintertourismus verstärkt Finanzmittel im Bereich des Skitourismus bzw. der Seilbahnwirtschaft einsetzt, fokussierte sich der LRH vorwiegend auf diese Bereiche. Neben landeseigenen Seilbahnunternehmen und der Oö. Seilbahnholding GmbH gibt es auch Förderungsprogramme, die private Seilbahnunternehmen und Skigebietsbetreiber unterstützen. „Im Prüfungszeitraum 2018 bis 2021 zahlte das Land OÖ in Summe rund 30 Mio. Euro aus; etwa 17,5 Mio. Euro davon als Gesellschafterzuschüsse an landeseigene Betriebe“, führt Hoscher aus. Im Förderungswege wurden ca. 12,3 Mio. Euro ausgezahlt.
Relativ groß war mit gut 25 bis – im Ausnahmefall – knapp 78 Prozent die Bandbreite bei den Förderungsquoten. Aufgrund der Unterschiede bei den jeweiligen Investitionsprojekten ist die Anwendung eines einheitlichen Förderungsschlüssels nur schwer umsetzbar. „Die Wirtschaftsabteilung sollte die Bandbreiten bei den Förderungsquoten dennoch reduzieren, denn – insbesondere bei gewinnorientierten Unternehmen – sind Förderungssätze jenseits der 50 Prozent kritisch“, erklärt der LRH-Direktor.
Entscheidung über die Zukunft des Kasbergs
Eine besondere Position hat die Skiregion Kasberg im Almtal. 2016 wurde sie von den Regionsgemeinden Grünau im Almtal, Pettenbach, Scharnstein und Vorchdorf von einem privaten Eigentümer übernommen. Zeitgleich beschloss der Oö. Landtag, etwaige Betriebsabgänge der Betreibergesellschaft bis zu einer Höhe von einer Million Euro jährlich für die kommenden zehn Jahre abzudecken. Seit 2016 ergab sich daraus eine Gesamtabgangsdeckung durch das Land von rund fünf Millionen Euro.
Seither wurden mehrere Fortführungskonzepte mit zum Teil hohem Investitionsbedarf entwickelt. Derzeit gibt es noch keine konkrete Entscheidung über die Zukunft des Skigebiets am Kasberg; ohne Verlustabdeckungen durch das Land OÖ wäre das Skigebiet nicht überlebensfähig. „Wir empfehlen daher spätestens bis zum Ablauf der zehn Jahresfrist Ende 2026 eine wirtschaftlich tragfähige Lösung für die Zukunft des Tourismusgebietes Kasberg zu entwickeln und dann umzusetzen“, betont Hoscher abschließend.