Neues Lieferketteninstitut unter Beteiligung von WIFO, Complexity Science Hub und Logistikum der FH OÖ soll Datensysteme zur Analyse von Lieferketten und Produktionsnetzwerken entwickeln
Die österreichische, europäische und globale Wirtschaft steht immer wieder vor Herausforderungen in Zusammenhang mit Lieferkettenproblemen, strategischen Abhängigkeiten und der Sicherstellung reibungsloser Produktionsprozesse. Gerade die gegenwärtigen geopolitischen Herausforderungen rücken das Thema ins Zentrum. In Zeiten sich verändernder globaler Rahmenbedingungen ist es entscheidend die Forschung in diesem Bereich zu unterstützen, um durch daten- und evidenzbasierte Analysen potentielle Vulnerabilitäten und Risiken zu identifizieren und rasch darauf reagieren zu können. Das neu gegründete Institut für Lieferketten und Produktionsnetzwerke ASCII fokussiert auf langfristige Lieferkettenanalysen mit Schwerpunkt auf Schlüsselsektoren wie die Automotive Industrie, Halbleiter und Life Sciences.
Ausgangslage
• Lieferketten sind zwar grundsätzlich resilient, sie können aber durch exogene Einflüsse beeinträchtigt werden.
• Laut dem WIFO-Konjunkturtest 2022 gaben im Zeitraum von 2021 bis 2022 bis zu 40% der heimischen Unternehmen an, dass sich der Mangel an Material oder Kapazität als hinderlich in der Sachgütererzeugung erweist.
• Um auf Lieferkettenunterbrechungen bzw. Produktionsausfälle schnell reagieren zu können, braucht es ein entsprechendes Monitoring von Lieferketten.
• Die große Herausforderung ist derzeit aber, dass sich Lieferkettenanalysen als schwierig gestaltet, da valides Datenmaterial in nur sehr geringem Ausmaß vorhanden ist.
• Genau hier setzt das Institut für Lieferketten und Produktionsnetzwerke ASCII an.

(C) BMAW/Holey
Details zum ASCII
• Die Forschungstätigkeit des ASCII-Instituts bildet die Grundlage für eine nachhaltigere und resilientere Gestaltung von Lieferkettennetzwerken.
• Der Fokus liegt dabei auf der Entwicklung eines umfassenden Datensystems zu Lieferketten und Produktionsnetzwerken.
• Das ASCII macht die Struktur von Liefernetzwerken transparent und erhebt die Auswirkungen von exogenen Einflüssen auf Wertschöpfungsnetzwerke.
• Um diese hochkomplexen Prozesse verstehen zu können verfolgt das Institut einen interdisziplinären Ansatz, umgesetzt in enger Zusammenarbeit der Gründungsorganisationen: Complexity Science Hub, WIFO, Logistikum der FH OÖ und Verein Netzwerk Logistik. Komplexitätsforscher Peter Klimek wird Direktor des ASCII.
• Die beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler entwickeln datenbasierte, analytische Werkzeuge und nutzen Methoden aus Mathematik, Datenund Netzwerkwissenschaften, internationaler Ökonomie, Management Science, Supply Chains und Logistik.
• Dadurch wird die frühzeitige Identifikation von Risiken und Vulnerabilitäten in Lieferketten und die Generierung von Daten ermöglicht.
• Das hilft natürlich auch die negativen Auswirkungen von exogenen Einflussfaktoren zu mildern.
• Außerdem unterstützt das Monitoring dabei, strategische Abhängigkeiten der österreichischen und europäischen Industrie von Rohstoffen schneller zu erkennen.
• Das ist insbesondere für Schlüsselsektoren, wie für die Automotive- und die Halbleiter-Industrie aber auch im Bereich Life Sciences von strategischer Bedeutung. Struktur des Instituts
• Gründungsmitglieder: WIFO, Logistikum der FH OÖ, Complexity Science Hub, Verein Netzwerk Logistik GmbH (VNL)
• Sitz: Wien
Finanzierung
• Förderung durch BMAW und Land OÖ für insgesamt 5 Jahre (2023 – 2027).
• Seitens des BMAW werden ab 2023 7,5 Millionen Euro zur Verfügung gestellt.
• Seitens OÖ werden ab 2023 2,5 Millionen Euro zur Verfügung gestellt.
• Insgesamt werden daher in den Jahren 2023 – 2027 10 Millionen Euro zur Verfügung gestellt.
Zitat Arbeits- und Wirtschaftsminister Martin Kocher
„Die Corona-Pandemie, der russische Angriffskrieg in der Ukraine und die aktuellen Lieferengpässe haben die österreichische Wirtschaft vor neue Herausforderungen gestellt. Die Analyse und das Monitoring von Lieferketten und strategischen Abhängigkeiten sind für eine langfristige Sicherung von nationalen Wertschöpfungsnetzwerken und damit für einen resilienten und starken Standort entscheidend. Mit der Gründung des ASCII-Instituts schaffen wir die Basis für wissenschaftliche Datenaufbereitung und vertiefte Lieferkettenanalysen, um in Krisensituationen schnell reagieren zu können.“
Zitat Wirtschafts-Landesrat Markus Achleitner, OÖ:
„Für Oberösterreich als führendes Wirtschafts- und Industriebundesland ist es essentiell, Wissen über Lieferketten und Produktionsnetzwerke am Standort aufzubauen – nicht nur für einzelne Betriebe, sondern für ganze Branchen und Sektoren. Besonders wichtig aus oö. Sicht ist die Schwerpunktsetzung auf Automotive, Halbleiter und Life Sciences. Eine klare Stärke des Standorts OÖ ist, dass hier die gesamte Wertschöpfungskette um nachhaltige Fahrzeugkonzepte vor allem im Bereich Nutz- und Sonderfahrzeuge zu entwickeln und zu fertigen, im Umkreis von 50 km vorhanden ist. Die Erkenntnisse aus den ASCII-Modellen sollen dabei helfen, aktuelle und künftige Entwicklungen rasch zu erkennen und daraus nicht nur auf einzelbetrieblicher, sondern auch auf wirtschaftspolitischer Ebene Handlungsempfehlungen abzuleiten. Das Land OÖ beteiligt sich daher mit 2,5 Mio. Euro an diesem neuen Institut, das auch einen Standort in Steyr haben wird.“
Zitat WIFO-Direktor und ASCII-Präsident Gabriel Felbermayr
„Liefernetzwerke sind in unserer globalisierten Welt extrem komplex geworden. Sie spiegeln Produktionstechnologogien für hoch komplexe Produkte wider, die Rohstoffe und Vorprodukteaus vielen Ländern enthalten. Ihr Verständnis erfordert folglich einen interdisziplinären Ansatz. Daher wurde das ASCII als interdisziplinäres Institut aufgesetzt, das die besten Köpfe aus unterschiedlichen Bereichen wie der Komplexitätsforschung, der Betriebswirtschaft oder der Ökonomie zusammenbringt. Dabei entsteht etwas Neues, das es bisher in Österreich und der EU noch nicht gab.“
Zitat Peter Klimek, Forscher am Complexity Science Hub und ASCII-Direktor
“Meine Vision ist, dass das ASCII ein weltweit führendes Forschungsinstitut wird, das sich mit lieferkettenbezogenen Fragestellungen datenbasiert auseinandersetzt und dadurch Nutzen für die Bevölkerung entsteht. Neben evidenzbasierter Politikberatung wollen wir aber auch im Bereich der Wirtschaft ein Ansprechpartner für Unternehmen sein.”
Zitat Sabine Herlitschka, Vorstandsvorsitzende Infineon Technologies Austria AG
„Die Resilienz von Lieferketten ist wirtschafts- und geopolitisch von enormer Bedeutung für Unternehmen sowie den Standort Österreich und Europa. Daher ist der Start von ASCII jetzt höchst relevant, um komplexe Lieferkettensystematiken besser zu erforschen, zu verstehen und zu managen. Der Chipmangel hat – insbesondere im Zuge der Corona-Pandemie – als ein Beispiel vor Augen geführt, wie systemrelevant die Halbleiterindustrie ist. Daher sichert ihre Stärkung globale Lieferketten in vielen Anwendermärkten. Es wird zukünftig darauf ankommen, die Vorteile des globalen Freihandels mit Multi-Sourcing nach regionalen Schwerpunkten deutlich strategischer zu entwickeln. Dabei werden die Analysen des ASCII eine wichtige Entscheidungsgrundlage für ein proaktives und nachhaltiges
Lieferkettenmanagement für österreichische Unternehmen sein“