Erfolge & neue Wege für den Zugang zu Jugendlichen in
Zeiten des digitalen Wandels
Vor 30 Jahren begann das Land OÖ mit der Implementierung von StreetworkProjekten im Rahmen der damaligen Jugendwohlfahrt (heute Kinder- und Jugendhilfe) in den Bezirken Braunau und Schärding. SozialarbeiterInnen reagierten zunächst skeptisch: „Dieses Alibiprojekt wird von den Jugendlichen nicht angenommen werden und nicht zum Erfolg führen.“ 1996 wurde im Oö. Landtag ein oberösterreichweiter Ausbau beschlossen in den folgenden Jahren auf fast ganz OÖ ausgerollt. Heute betreiben vier Träger in Zusammenarbeit mit Sozialhilfeverbänden, Städten und Vereinen in einer beispielgebenden Kooperation 17 Streetwork-Stellen in 11 Bezirken/Statutarstädten:
• Verein ISI: 11 Stellen (Braunau, Freistadt, Enns/Asten/St. Florian, Leonding, Traun, Perg, Ried, Schärding, 2x Steyr, Vöcklabruck)
• Verein Jugend & Freizeit: 3 Stellen (3 x Linz)
• Bildungszentrum Salzkammergut: 2 Stellen (Gmunden, Bad Ischl)
• Magistrat Wels: 1 Stelle (Wels)

(C) Land OÖ/Denise Stinglmayr
Rückblick auf das Jahr 2022
„Im letzten Jahr standen für die Arbeit der StreetworkInnen in Oberösterreich rund 2,2 Mio. Euro zur Verfügung, um die Jugendlichen zu unterstützen. Es waren rund 50 StreetworkerInnen im Einsatz, die im Rahmen der Langzeit- und Soforthilfe im Jahr 2022 mehr als 3.600 junge Menschen betreut haben. Hauptzielgruppe sind dabei 14- bis 21-Jährige, wobei die angesprochenen Jugendlichen tendenziell jünger werden. Das Durchschnittsalter betrug im Vorjahr 17 1/2 Jahre. Zwei Drittel der betreuten Jugendlichen sind übrigens männlich“, fasst Landesrat Lindner das Jahr 2022 zusammen.
Streetwork bedeutet Szenepräsenz
Streetworker/innen sind unterwegs – im Stadt-/Ortsteil, auf Sport- und Spielplätzen, in Einkaufszentren und Orten, an denen sich Jugendliche treffen. „Vorrangiges Ziel ist es, für Jugendliche präsent und leicht zugänglich zu sein“, erklärt JugendschutzLandesrat Lindner. Die StreetworkerInnen bieten Beziehung, Information und Beratung (z.B.: Arbeit, Wohnen, Familie, Beziehung, Gesundheit…) sowie Unterstützung im Umgang mit Ämtern, Behörden, der Polizei und bei Gericht. Außerdem begleiten StreetworkerInnen die jungen Menschen zu wichtigen Terminen bei AMS, Schuldnerhilfe und anderen Sozialeinrichtungen.
Zu den Bürozeiten können die Jugendlichen / jungen Erwachsenen auch in den Anlaufstellen vorbei kommen, um einfach nur zu reden, an Freizeitangeboten teilzunehmen (Kochen, Filme schauen, Tischfußball oder Billiard…) oder um die Infrastruktur zu nutzen (Drucker, Scanner, Internet, Bewerbung schreiben, Anträge ausfüllen, für den Führerschein lernen usw.)
Langfristige Unterstützung, Freizeitprojekte und sozialräumliche Arbeit
Neben der Szenepräsenz sind langfristige Unterstützung und Freizeitprojekte häufig gefragte Leistungen. Sozialräumliche Arbeit und Soforthilfe runden das Angebot ab. – hier als Anmerkung: auch wenn Soforthilfen zahlenmäßig nicht so hoch sind, spielen diese im Arbeitsalltag eine wesentliche Rolle. Zentrale Merkmale von Streetwork sind kurzfristige Verfügbarkeit, Flexibilität und Spontanität bei der Unterstützung Jugendliche und deren Anliegen. Sozialräumliche Arbeit bezeichnet vorrangig Lobbyarbeiten für relevante Jugendthemen. Vernetzungen mit AutraggeberInnen, der Politik, Verwaltung und anderen Sozialeinrichtungen sind dabei wesentlich. Zudem versucht Streetwork zu informieren und Verständnis für die Bedürfnisse jugendlicher zu schaffen.