Ebensee am Traunsee, 13.2.2023. Am Faschingsmontag herrscht Ausnahmezustand in der Salinengemeinde: Die Fetzen sind los! Darunter viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Saline Ebensee, auch „Pfannhauser“ genannt. Sie tragen Flickengewand, geschnitzte Holzmasken und aufwändige Hutkreationen, während sie durch Ebensee marschieren. Mit Fistelstimme und gut unter der Maske versteckt, sagen sie ihren Mitmenschen beim „Austadeln“ die ungeschminkte Wahrheit ins Gesicht. Ein eigener Fetzenmarsch, auch Paraplui-Marsch genannt, bildet die Kennmelodie des Faschingstreibens. Seit 1900 ist der „Fetzenfasching“ historisch dokumentiert, 2011 wurde er als immaterielles Kulturerbe von der Unesco anerkannt.
Für den Ursprung des Brauchs existieren zwei verschiedene Erklärungen: Als die Ebenseer von prächtigen Umzügen in den Nachbargemeinden hörten, wollten sie selbst etwas auf die Beine stellen. Für teure Kostüme fehlte der damals armen Salinen-Bevölkerung das Geld, weshalb sie aus der Not eine Tugend machten. Sie drehten den Spieß um, indem sie im Fasching in alten, zerlumpten Kleidern erschienen.
Eine andere Erklärung geht auf die Sommerfrische zurück: Mit den adeligen Familien kamen zur Sole-Kur auch Kurtisanen aus der Großstadt ins Salzkammergut, die den reichen Gästen den Aufenthalt verschönerten. Fein ausstaffiert spazierten die Frauen durch Ebensee, was bei der Landbevölkerung für Aufsehen sorgte. Mit Fetzenkostüm und zerschnittenem Schirm wurde der glamouröse Auftritt der Frauen parodiert.
Was auch der wahre Ursprung ist: In der Saline Ebensee ist der Fetzenfasching bis heute fest verwurzelt. Davon zeugt nicht nur das Hissen der Fetzenfahne zu Faschingsbeginn, sondern vor allem die rege Teilnahme der MitarbeiterInnen am Fetzenmontag. Schöne Feiertage!
Fotos: Salinen Austria

