„Unser regelmäßig stattfindender Runder Tisch Borkenkäfer hat sich zu einem wichtigen Gesprächsformat der Branche entwickelt. Von den Waldbesitzerinnen und Waldbesitzern über die verarbeitende Industrie bis hin zu den Verbraucherinnen und Verbrauchern des Rohstoffes Holz braucht es das Zusammenspiel der gesamten Wertschöpfungskette, um unsere Wälder abzusichern. Über den Sommer 2020 hat diese Kooperation gut funktioniert, die Abfuhr aus den Wäldern ist rasch vonstattengegangen. Der heurige Witterungsverlauf hat die Situation entspannt, aber eine Entwarnung kann ich leider nicht aussprechen. Der Borkenkäfer wird uns weiter beschäftigen.“ Agrar-Landesrat Max Hiegelsberger
Gemeinsame Verantwortung für den Wald der Zukunft
Die heimischen Wälder erfüllen vielfältige Funktionen für uns Menschen, vom Rohstoff Holz über den Schutz von Straßen bis hin zur Erholungswirkung beim Wandern. Dahinter steht der Arbeitseinsatz der vielen tausenden Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer, deren Motivation in den letzten Jahren vor allem durch den Borkenkäfer stark gelitten hat. Geringe Holzpreise (siehe Abbildung 1) haben dazu beigetragen, dass der in der Vergangenheit immer hoch geschätzte Waldbesitz immer öfter als Belastung empfunden wird. „Gerade für die arbeitsintensive Wiederaufforstung nach Schadereignissen braucht es eine hohe Motivation und positive Zukunftsaussichten für die Vermarktung des Holzes. Die schnelle Abnahme des anfallenden Holzes durch unsere starke Sägeindustrie, die Förderungen durch das Land Oberösterreich und das bundesweite Forstpaket sind wichtige Maßnahmen zur Unterstützung unserer Waldeigentümer. Einen wichtigen Beitrag können aber auch alle Konsumentinnen und Konsumenten leisten, indem sie aktiv
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heimisches Holz nachfragen. Dann kann die heimische Sägeindustrie ihre hohe Abnahme aus den heimischen Wäldern auch fortsetzen. Eine positive Vorbildwirkung haben hier die oberösterreichischen Unternehmen inne“, so Agrar-Landesrat Max Hiegelsberger: „Im Sinne einer guten Zusammenarbeit sollte nun auch wieder die reguläre Holznutzung aufgenommen werden, um unsere Sägestandorte gut mit Frischholz zu versorgen. Nach den enormen Borkenkäferkalamitäten der letzten Jahre ist nun eine Phase der Normalisierung – auch bei den Preisen – bitter notwendig.“
Abbildung 1: Holzpreis-Verlauf in den letzten 25 Jahren
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Borkenkäfersituation in Oberösterreich
Die höheren Niederschläge und durchschnittlichen Temperaturen im Jahr 2020 haben in Oberösterreich gegenüber den Vorjahren zu einer deutlichen Verringerung der Borkenkäferschadholzmengen geführt. Das Ausmaß der einzelnen Befallsherde war heuer spürbar kleiner. Waren früher oft 50 bis 100 Bäume Opfer des Borkenkäfers, sind derzeit meist nur 10 bis 25 Bäume pro Befallsherd betroffen. „Die heuer noch grünen Kronen erschweren die Suche nach befallenen Bäumen deutlich. Ich möchte daher mit Nachdruck an die Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer appellieren, weiterhin wachsam zu bleiben und die Bestände regelmäßig zu begehen. Wir erwarten, dass im Laufe des Winterhalbjahres noch einiges an Schäden sichtbar wird“, so Agrar-Landesrat Max Hiegelsberger
Schadensschwerpunkt verlagert sich ins Gebirge
Es gibt jedoch starke regionale Unterschiede. Während bei den Fichten im Alpenvorland und Mühlviertel eine Erholung festzustellen ist, haben die Schäden in den Gebirgsbezirken zugenommen. Dass Schneedruck-Schadereignis des vergangenen Jahres hat die betroffenen Bäume schadensanfälliger für den Kupferstecher gemacht.
Borkenkäferentwicklung und Ausblick
Während sich in den vergangenen Jahren auf Grund der überdurchschnittlichen Temperaturen und fehlenden Niederschlägen in den Hauptschadensgebieten überwiegend drei Borkenkäfergenerationen mit Geschwisterbruten ausbilden konnten, ist im heurigen Jahr in diesen Bereichen von zwei fertig entwickelten Borkenkäfergenerationen auszugehen.
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Die gegenüber den Jahren 2018 und 2019 verspätete Flugperiode der zweiten Käfergeneration im heurigen Jahr lässt auch eine leichte Entspannung für das kommende Jahr erwarten. „Um die Anfangspopulation der Borkenkäfer 2021 klein zu halten, ist eine entsprechende Aufarbeitung der im Wald vorhandenen Schadhölzer während der Wintermonate notwendig. Daher gilt klar die Devise: Wir haben eine Entspannung, aber eine Entwarnung kann keinesfalls ausgesprochen werden“, so Agrar-Landesrat Max Hiegelsberger.
Es ist nach wie vor eine erhöhte Menge an Borkenkäfern gegeben. Zusätzlich sind viele Bäume durch die Trockenheit der vergangenen Jahre geschwächt. Der durch den Klimawandel zu erwartende und bereits dokumentierte T emperaturanstieg verschlechtert die Prognosen für die Fichte in niederen Langen. Die Messreihe in Kremsmünster zeigt den Temperaturanstieg seit 1980 deutlich. (siehe Abbildung 2)
Abbildung 2: Mittlere Jahrestemperaturen in Kremsmünster seit 1760
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Nasslagerung – wichtig im Katastrophenfall
Sowohl bei Borkenkäfer-, Schneebruch- oder Sturmkatastrophe fallen bei Kalamitätsereignissen so große Schadholzmengen an, dass die Lager der Holzindustrien überfordert sind. Da aber das Holz wegen der Borkenkäfergefahr aus dem Wald transportiert werden muss, ist die Schaffung von Nasslagern bei Waldbesitzern und Waldverbänden wichtig. „Auch beim heutigen runden Tisch waren sich alle Beteiligten einig, dass diese großen Nasslager mittelfristig notwendig sind. Vom heuer gut verlaufenen Sommer ohne größere Mengenstaus dürfen wir uns nicht in einer falschen Sicherheit wiegen lassen. Insgesamt sind in Oberösterreich derzeit vier Projekte in Bearbeitung. Es ist davon auszugehen, dass die Großlager im nächsten Jahr umgesetzt werden“, erläutert Landesforstdirektorin Elfriede Moser.
Run auf Förderung – hohe Motivation der Waldeigentümer
Die Käferschäden haben zu sehr vielen Anträgen auf Maßnahmen für den Forstschutz, das sind Fangbäume, Verhacken von Restholz, Transport auf Zwischenlager, Nasslager etc., geführt. Auch im Waldbau, also bei der Wiederaufforstung von Schadflächen, wurde eine hohe Anzahl an Anträgen eingereicht. Alleine für diese beiden Maßnahmen langten in der aktuellen Förderperiode 5.451 Anträge mit einer Förderungssumme von 16,8 Millionen Euro ein (siehe Abbildung 3). Die Förderungen werden vom Landesforstdienst abgewickelt. „Die Antragszahlen zeigen eine hohe Motivation der Waldeigentümerinnen und Waldeigentümer, klimafitte Wälder heranzuziehen, die auch künftig eine nachhaltige Forstwirtschaft und die Erhaltung der Waldwirkungen sicherstellen“, so Forstdirektorin Moser. Allein In den letzten drei Jahren wurden insgesamt rund 10
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Millionen Forstpflanzen ausgesetzt, das sind rund 4.000 Hektar an Wald, die neu begründet wurden.
Ab dem Jahr 2021 stehen im Rahmen des Waldfondsgesetzes weitere Förderungen zur Unterstützung klimafitter, artenreicher Wälder, zur Abgeltung von Borkenkäferschäden und zur Stärkung der Verwendung des Rohstoffes Holz zur Verfügung. Die Forstbehörden sind aber auch in der Kontrolle äußerst aktiv. Allein im Jahr 2020 wurden bereits 3.600 forstbehördliche Aufforderungen zum Entfernen von Borkenkäferholz erteilt und alle wirksamen Maßnahmen ergriffen, um die Massenvermehrung einzudämmen.
2000 1800 1600 1400 1200 1000
800 600 400 200
0
0 17
2016 2017 2018 2019 Waldbau Forstschutz
Anzahl der beantragten Förderungen
248
306
387
675
613
1284
291
1284
2020 bis dato
Abbildung 3: Aufstellung der Forstförderungs-Anträge in Oberösterreich
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Aktuelle Holzversorgung und Ausblick der Sägeindustrie
Die Säge- und Holzindustrie sieht derzeit und für die kommenden Monate eine recht erfreuliche Nachfrage nach Holzprodukten.
Die Sägewerke sind daher für Rundholz aus reguläre Nutzungen und Durchforstungen aufnahmefähig. Diese waldbaulichen Erfordernisse wurden zuletzt wegen der Kalamitätszwänge teilweise aufgeschoben und können jetzt sukzessive nachgeholt werden.
Je früher die herbstlichen Rundholz-Bereitstellungen geplant einsetzen, umso gleichmäßiger verteilt sich der Holzfluss über das Winterhalbjahr und überraschende Mengenkollisionen wie im vergangenen Frühjahr können diesmal vorausschauend vermieden werden.
„Die heimischen Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer konnten die großen Herausforderungen des laufenden Jahres an der Seite ihrer Abnehmer recht gut und gründlich bewältigen. Die oberösterreichischen Sägewerke zahlten Rundholzpreise, die um 20 bis 25 Prozent höher waren als in anderen Kalamitätsgebieten in Mitteleuropa – eine Konkurrenzleistung der heimischen Sägewerke, auch im Dienste der heimischen Waldbesitzer“, so DI Friedrich Rumplmayr von der Donausäge Rumplmayr.
Starker Sägestandort Oberösterreich
Die österreichische Holzindustrie hat im Jahr 2019 einen gleichbleibenden Rekord-Produktionswert von 8,3 Mrd. Euro erzielt. Österreich ist der sechstgrößte Schnittholzexporteur weltweit. Auch die Verarbeitungskapazität im Bundesland Oberösterreich ist sehr hoch und beträgt mehr als den doppelten Gesamtholzeinschlag des Bundeslandes in Normaljahren. Die oberösterreichische Holzindustrie
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liegt damit in der Wertung der Produktionszahlen von Holz und Holzprodukten an erster Stelle. Auf Initiative von Landesrat Max Hiegelsberger werden seit Beginn der Käferkalamitäten im Jahr 2017 periodisch Runde Tische zwischen Forst- und Holzwirtschaft abgehalten, um aus Forstschutzgründen auf den vorrangigen Abtransport des Schadholzes einzuwirken und dadurch eine weitere Ausbreitung auf die Nadelholzvorräte im oberösterreichischen Wald zu vermeiden. Aufgrund der prekären Waldschadenssituation ist ein Zusammenwirken aller Kräfte erforderlich.
Förderung und forstbehördliche Maßnahmen zur Erhaltung der Waldwirkungen
Der Wald hat nach den Bestimmungen des Forstgesetzes vier Waldfunktionen zu erfüllen, das sind die Nutz-, Schutz, Wohlfahrts- und Erholungswirkung des Waldes. Das Land Oberösterreich setzt alles daran, die Nadelholzvorräte als maßgebliches volkswirtschaftliches Vermögen zu erhalten und die Wiederbewaldung der Kahlflächen im Sinne der Erhaltung der öffentlichen Wirkungen des Waldes, der Holzproduktion, des Hochwasser- und Erosionsschutzes, des Lawinen- und Steinschlagschutzes sowie der Erhaltung der Erholungsfunktion sicherzustellen. Aufgrund des hohen Schädigungsgrades des Kleinstprivatwaldes – es gibt in Oberösterreich rund 70.000 Waldeigentümer/innen, die Waldflächen gemäß Kataster besitzen – ist eine enorme Steigerung der forstbehördlichen Maßnahmen gegeben.